Preise Inflationsgewinner und -verlierer

Von Arbeitnehmer bis Vermieter, vom Schuldner bis zum Vermögenden: Wer von der Inflation profitiert und wer verliert.

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Milchstreik und -preise: Quelle: dpa

Nirgends reagieren die Menschen so empfindlich auf höhere Preise wie in Deutschland. Das zeigte sich im Herbst 2007, als die Butter- und Milchpreise infolge der hohen Nachfrage aus China durch die Decke gingen und bei der Euro-Einführung 2002, die viele Händler und Gastwirte für saftige Preisaufschläge nutzten. Die ausgeprägte Inflationsaversion hierzulande hat mit den Erfahrungen der Hyperinflation von 1923 zu tun. Damals explodierte der Preisindex für die Lebenshaltung innerhalb von knapp drei Jahren von 100 auf über zwölf Billionen. Verlierer von Inflation sind vor allem die Gläubiger, also all jene, die feste nominale Forderungen gegenüber Dritten haben. Dazu zählen Arbeitnehmer, Inhaber von Sparguthaben, Rentner und Vermieter. Zwar steigen die Löhne, Mieten und Renten im Gefolge der Inflation, häufig aber erst mit erheblicher zeitlicher Verzögerung. Je schneller die Preise nach oben klettern, desto größer wird der Kaufkraftverlust. So erreichten die Reallöhne nach der Hyperinflation 1923 erst 1928 wieder das Niveau des Jahres 1913.

Im Gegensatz dazu zählen Schuldner, Besitzer von Sachvermögen sowie der Staat zu den Inflationsgewinnern. Der reale Wert ihrer Schulden schmilzt bei steigenden Preisen dahin wie Schnee in der Sonne. Die Besitzer von Häusern profitieren zudem von der Flucht in die Sachwerte, die den realen Wert der Immobilien stabilisiert. Auch für Mieter, die einen festen Mietzins zahlen, sinkt der reale Gegenwert ihrer Verbindlichkeiten. Beim Staat erhöhen sich zwar in der Regel die Ausgaben für Löhne, Gehälter und Sachmittel. Doch die steigenden Steuereinnahmen machen das meist mehr als wett. So legen die Einnahmen aus den Verkehrssteuern, die sich auf den Verkaufspreis von Waren und Dienstleistungen beziehen, bei steigendem Preisniveau ebenso zu wie die Einkommensteuern, die auf steigende Gehälter entfallen.

Umgekehrt verhält es sich bei Deflation. Hier sind die Gläubiger (Sparer, Vermieter und Arbeitnehmer) die Gewinner, da der reale Gegenwert ihrer Forderungen steigt. Allerdings kann die Freude über steigende Reallöhne rasch vorbei sein, well sie die Arbeit verteuern und zu Entlassungen führen. Angst vor Deflation müssen die Schuldner haben, denn ihre realen Verbindlichkeiten und Zinslasten nehmen zu.

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