Anarcho-Kapitalismus Freiheit statt Demokratie

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Die niedrigen Zinsen können Wirtschaftskrisen auslösen

Allerdings könne die EZB die Politik des leichten Geldes nicht ewig fortsetzen. „Die höhere Geldmenge und die künstlich nach unten gedrückten Zinsen verursachen Boom-Bust-Zyklen, die in heftige Finanz- und Wirtschaftskrisen münden“, konstatierte Polleit. Hoffnungen auf ein rasches Ende des Geldmonopols der staatlichen Zentralbanken machte er jedoch nicht. Die Abhängigkeit der Bürger, Banken, Unternehmen und Regierungen vom ständigen Wachstum der Geldmenge sei so groß, dass die Zentralbanken alles täten, um das System zu erhalten - auch wenn dies immer neue Boom-Bust-Zyklen auslöse.

Die schwärzesten Börsentage aller Zeiten
Farbenprächtig blühende Tulpen im Erholungspark Britzer Garten in Berlin Quelle: dpa/dpaweb
Strände Neukaledoniens - hier «Kuto Bay» Quelle: dpa-tmn
Broker stehen am 25. Oktober 1929 in der New Yorker Boerse waehrend des Boersenkrachs, der die Weltwirtschaftskrise einleitete ('Schwarzer Freitag'). Quelle: AP
Blick auf das leere Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg. Wegen der Ölkrise wurde am 02.12.1973 zum zweiten Mal ein sonntägliches Fahrverbot verhängt Quelle: dpa
Hektisches Treiben in der Aktienbörse in Frankfurt (Hessen) Quelle: dpa
United Airlines planes arrive at Denver International Airport in Denver Quelle: REUTERS
 Boris Jelzin, links, neben Alexander Korschakow Quelle: AP

Guido Hülsmann, Professor an der Universität Angers, wies auf die kulturellen und gesellschaftlichen Deformationen durch Inflation hin. Inflation fördere die Kreditaufnahme, da sie den realen Wert der Schulden sinken lasse. Bürger, Staaten und Unternehmen hätten sich daher in hohem Maße verschuldet. Das  verzerre die Entscheidungen im täglichen Leben. So neigten die Menschen dazu, sich in Ballungszentren anzusiedeln, weil sie hofften, dort in Wirtschaftskrisen, die das Schuldgeld auslöse, leichter neue Jobs zu finden als auf dem Lande.

Die Reihenhaussiedlung ist ein Phänomen der wachsenden Verschuldung

Sogar der Trend zu standardisierten Reihenhaussiedlungen lasse sich durch die wachsende Verschuldung erklären. Aus Angst, ihre Schulden später nicht mehr bedienen zu können, erwerben die Menschen Immobilien mit standardisierter Architektur, die sich notfalls leicht wieder zu Geld machen lassen. Zudem förderten hohe Schulden die Tendenz zu Regulierungen, um systemische Insolvenzrisiken zu minimieren. Sogar die zunehmende Feminisierung der Wirtschaft erklärte Hülsmann mit dem Schuldgeld. Hochverschuldete Unternehmen müssten vorsichtig am Markt agieren. Daher neigten sie dazu, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, die risikoscheuer handelten als Männer.

Die Geschichte der freien Marktwirtschaft
Metamorphose IIn der Frühphase des Kapitalismus werden aus Landarbeitern Handwerker: Webstuhl im 19. Jahrhundert in England. Quelle: imago / united archives international
Metamorphose IIMit der Industrialisierung werden aus Handwerkern Arbeiter: Produktion bei Krupp in Essen, 1914. Quelle: dpa
Metamorphose IIIIm Wissenskapitalismus werden Arbeiter zu Angestellten und Proletarier zu Konsumenten: Produktion von Solarzellen in Sachsen. Quelle: dpa
Ort der VerteilungsgerechtigkeitDen reibungslosen Tausch und die Abwesenheit von Betrug – das alles musste der Staat am Markt anfangs durchsetzen. Quelle: Gemeinfrei
Ort der KapitalkonzentrationDer Börsenticker rattert, die Märkte schnurren, solange der Staat ein wachsames Auge auf sie wirft Quelle: Library of Congress/ Thomas J. O'Halloran
Ort der WachstumsillusionWenn Staaten Banken kapitalisieren, sind das Banken, die Staaten kapitalisieren, um Banken zu kapitalisieren... Quelle: AP
Karl MarxFür ihn war der Unternehmer ein roher Kapitalist, ein Ausbeuter, der Arbeiter ihrer Freiheit beraubt. Quelle: dpa

Einen Ausweg aus der Staatsgesellschaft wies David Dürr, Professor für Rechtstheorie an der Universität Zürich. Dürr zeigte, dass Staaten aus Konflikten zwischen einzelnen Gruppen der menschlichen Gesellschaft entstanden sind -  eine Reminiszenz an die Arbeiten des Ökonomen und Soziologen Franz Oppenheimer. Dieser hatte in seinen Werken nachgewiesen, dass der Staat eine Institution ist, die eine siegreiche Gruppe von Menschen einer unterlegenen Gruppe aufgezwungen hat, um letztgenannte zu beherrschen und auszubeuten. Zur Absicherung der Macht nach innen und außen zetteln Staaten Kriege an.

Dürr warnte, die zunehmende Zusammenarbeit der Nationalstaaten drohe in einen Weltstaat mit einer Weltregierung zu münden. Das gefährde die Freiheit der Menschen. Als Gegenentwurf empfahl er daher eine staatsfreie Privatrechtsgesellschaft. In dieser sollten private Organisationen in Konkurrenz zueinander die bisher vom Staat wahrgenommen Aufgaben erfüllen. Der Bürger habe dann als Kunde die Wahl, bei welcher Organisation er die gewünschte Dienstleistung erwerbe. Jedermann müsse zudem das Recht haben, durch Sezession aus den Privatrechtsgesellschaften auszutreten, wenn ihm die Bedingungen dort nicht mehr gefielen.

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