Allerdings könne die EZB die Politik des leichten Geldes nicht ewig fortsetzen. „Die höhere Geldmenge und die künstlich nach unten gedrückten Zinsen verursachen Boom-Bust-Zyklen, die in heftige Finanz- und Wirtschaftskrisen münden“, konstatierte Polleit. Hoffnungen auf ein rasches Ende des Geldmonopols der staatlichen Zentralbanken machte er jedoch nicht. Die Abhängigkeit der Bürger, Banken, Unternehmen und Regierungen vom ständigen Wachstum der Geldmenge sei so groß, dass die Zentralbanken alles täten, um das System zu erhalten - auch wenn dies immer neue Boom-Bust-Zyklen auslöse.
Guido Hülsmann, Professor an der Universität Angers, wies auf die kulturellen und gesellschaftlichen Deformationen durch Inflation hin. Inflation fördere die Kreditaufnahme, da sie den realen Wert der Schulden sinken lasse. Bürger, Staaten und Unternehmen hätten sich daher in hohem Maße verschuldet. Das verzerre die Entscheidungen im täglichen Leben. So neigten die Menschen dazu, sich in Ballungszentren anzusiedeln, weil sie hofften, dort in Wirtschaftskrisen, die das Schuldgeld auslöse, leichter neue Jobs zu finden als auf dem Lande.
Die Reihenhaussiedlung ist ein Phänomen der wachsenden Verschuldung
Sogar der Trend zu standardisierten Reihenhaussiedlungen lasse sich durch die wachsende Verschuldung erklären. Aus Angst, ihre Schulden später nicht mehr bedienen zu können, erwerben die Menschen Immobilien mit standardisierter Architektur, die sich notfalls leicht wieder zu Geld machen lassen. Zudem förderten hohe Schulden die Tendenz zu Regulierungen, um systemische Insolvenzrisiken zu minimieren. Sogar die zunehmende Feminisierung der Wirtschaft erklärte Hülsmann mit dem Schuldgeld. Hochverschuldete Unternehmen müssten vorsichtig am Markt agieren. Daher neigten sie dazu, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, die risikoscheuer handelten als Männer.
Einen Ausweg aus der Staatsgesellschaft wies David Dürr, Professor für Rechtstheorie an der Universität Zürich. Dürr zeigte, dass Staaten aus Konflikten zwischen einzelnen Gruppen der menschlichen Gesellschaft entstanden sind - eine Reminiszenz an die Arbeiten des Ökonomen und Soziologen Franz Oppenheimer. Dieser hatte in seinen Werken nachgewiesen, dass der Staat eine Institution ist, die eine siegreiche Gruppe von Menschen einer unterlegenen Gruppe aufgezwungen hat, um letztgenannte zu beherrschen und auszubeuten. Zur Absicherung der Macht nach innen und außen zetteln Staaten Kriege an.
Dürr warnte, die zunehmende Zusammenarbeit der Nationalstaaten drohe in einen Weltstaat mit einer Weltregierung zu münden. Das gefährde die Freiheit der Menschen. Als Gegenentwurf empfahl er daher eine staatsfreie Privatrechtsgesellschaft. In dieser sollten private Organisationen in Konkurrenz zueinander die bisher vom Staat wahrgenommen Aufgaben erfüllen. Der Bürger habe dann als Kunde die Wahl, bei welcher Organisation er die gewünschte Dienstleistung erwerbe. Jedermann müsse zudem das Recht haben, durch Sezession aus den Privatrechtsgesellschaften auszutreten, wenn ihm die Bedingungen dort nicht mehr gefielen.