Angst vor Preisblasen Top-Ökonom warnt vor Dauerniedrigzinsen

Die Rezession im Euro-Raum könnte einer weitere Lockerung der Geldpolitik nach sich ziehen. Doch darin steckt aber ein großes Risiko: Durch dauerhaft niedrige Zinsen könnten gefährliche Preisblasen entstehen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Eine 1-Euro-Münze vor der Dax-Kurve an der Börse in Frankfurt. Quelle: dpa

Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, hat vor den negativen Folgen einer Dauerniedrigzinspolitik gewarnt – insbesondere für die Preisentwicklung auf dem deutschen Immobilienmarkt. Derzeit gebe es zwar noch keine landesweite Immobilienblase. So seien die Steigerungsraten bei Immobilienkrediten „nicht auffällig“, und auch das Spekulationsmotiv beim Immobilienerwerb spiele noch eine geringe Rolle.  „Aber wir haben Voraussetzungen, die in der Vergangenheit solche Blasen hervorgerufen haben: zu niedrige Zinsen und mit den Unsicherheiten eine einleuchtende Begründung für weitere Preissteigerungen bei Immobilien“, sagte Kater Handelsblatt Online.

„Meine Vermutung ist, dass dies in eine Blase mündet, wenn diese Zinsbedingungen noch jahrelang anhalten sollten“, sagte Kater weiter. „Dann könnte die Kreditfinanzierung eine erheblich größere Bedeutung haben, und dann wäre der Schaden im Fall von plötzlichen Preisrückgängen immens.“ Daher sei es in den kommenden Jahren für alle Kreditinstitute wichtig, „genügend Sicherheitsmarge bei der Kreditvergabe einzuplanen, also auf ausreichend Eigenkapital des Kreditnehmers zu achten“, sagte der Dekabank-Chefökonom.

Der Leitzins im Euroraum steht derzeit auf dem Rekordtief von 0,75 Prozentpunkten. Damit Zentralbankgeld für Banken bereits so günstig wie nie seit Einführung des Euro 1999. Experten warnen daher auch, die geldpolitische Schraube nicht zu weit herauszudrehen, da lange anhaltende Niedrigzinsen zu Übertreibungen bei den Vermögenspreisen führen, Sparanreize schwächen und eine übermäßige Kreditaufnahme fördern.

Auf eine der Folgen wies diese Woche die Bundesbank hin. Sie hält es durchaus für möglich, dass es auf dem Immobilienmarkt zu einer Überhitzung kommt. Zwar gebe es noch keine Anzeichen für eine Spekulationsblase und ernste Risiken für die Finanzstabilität, hatte diese Woche Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Lautenschläger und ihr Vorstandskollege Andreas Dombret bei der Vorstellung des jährlichen Finanzstabilitätsberichts der deutschen Notenbank erklärt. Allerdings berge der teils kräftige Anstieg der Immobilienpreise in und rund um sieben deutsche Großstädte und vor allem in Berlin inzwischen Gefahren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%