#AskECB EZB-Direktor Coeure lädt zur Twitter-Fragestunde

Nach der Verlängerung der umstrittenen Anleihekäufe der EZB stellt sich ihr Direktoriumsmitglied Benoit Coeure auf Twitter den Fragen der Kritiker. Und beweist dabei auch eine Priese Humor.

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Der EZB-Direktor sagt es mit Edith Piaf: „Je ne regrette rien.“ Quelle: Reuters

Für Benoît Coeure und die Europäische Zentralbank (EZB) war es eine Premiere. Zum ersten Mal stellte sich ein Mitglied des Direktoriums der Notenbank auf dem sozialen Netzwerk Twitter ausgewählten Fragen der Kritiker. Sie folgt damit dem Beispiel anderer Notenbanken wie der Bank von England.

Die Liste der Fragen war lang: "Sollte die EZB bei ihren Anleihekäufen die Effekte auf dem Klimawandel berücksichtigen," wollte zum Beispiel eine Nutzerin wissen. Ein anderer fragte, ob die Beteiligung der EZB an der so genannten Troika der Gläubiger Griechenlands mit ihrem Mandat zu vereinbaren sei.

Ein Running-Gag bei der Konversation waren Anspielungen zum Cricket. Auf Twitter kürzt sich die EZB als European Central Bank mit "ECB" ab. Hinter der Abkürzung verbirgt sich aber auch der englische Cricketverband "England and Wales Cricket Board."

Der Berliner Ökonomieprofessor Hendrik Enderlein griff einen Chart mit den Inflationsprognosen der EZB aus den vergangenen drei Jahren auf. Diese Vorhersagen haben sich inzwischen allesamt als Makulatur erwiesen. Dazu stellte er die Frage: "Wird es dieses Mal anders?" Auf diese und viele andere Fragen blieb Coeure eine Antwort schuldig. Dafür verteidigte er den Beschluss der EZB von März diesen Jahres, als die Notenbank entschieden hatte, ihre monatlichen Anleihekäufe auf 80 Milliarden Euro auszuweiten. Dies sei notwendig gewesen, um das Risiko von Deflation, also sinkender Preise, zu bekämpfen und die Wirtschaft zu stabilisieren. In Anlehnung an den berühmten Chanson von Édith Piaf schrieb Coeure "Je ne regrette rien!", was so viel bedeutet wie: "Ich bereue nichts!"

Auch zu den so genannten Target-Ungleichgewichten im Eurosystem wurde der Franzose gefragt. Dabei geht es um den Verrechnungssaldo der Notenbanken untereinander. Länder wie Italien haben Defizite, die aktuell immer weiter steigen. Dagegen hat Deutschland einen hohen und steigenden Überschuss. Laut Coeure sei dies nicht auf Kapitalflucht zurückzuführen, sondern ein Nebeneffekt der Anleihekäufe der EZB.

Seit dem Beginn der massiven Anleihekäufe der EZB 2015 sind die Target-Defizite in Ländern wie Italien gestiegen. Kritiker sehen diese als Fieberthermometer für die Euro-Krise. Auch die Bundesbank vertritt jedoch die Position, dass der Anstieg der Ungleichgewichte zumindest teilweise auf die Anleihekäufe der Notenbanken des Eurosystems zurückzuführen ist. So verschlechtert sich der zum Beispiel der Target-Saldo Italiens, wenn seine Notenbank einer ausländischen Bank italienische Staatsanleihen abkauft.

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