Bank of England Britische Notenbank senkt Leitzins und will Anleihen kaufen

Die britische Notenbank hat erstmals seit 2009 ihren Leitzins gesenkt und damit auf die wirtschaftlichen Probleme nach dem Brexit-Votum reagiert. Auch Anleihen sollen in großem Umfang gekauft werden.

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Die britische Notenbank hat zuletzt 2009 ihren Leitzins gesenkt. Quelle: AFP

London Die britische Notenbank reagiert auf den Brexit-Schock mit einer Leitzinssenkung. Der Schlüsselsatz wurde am Donnerstag auf das Rekordtief 0,25 von zuvor 0,5 Prozent gekappt.

Der Gouverneur der britischen Notenbank Mark Carney hatte bereits kurz nach der Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union eine Reaktion der Geldpolitik signalisiert. Er sprach davon, dass bereits „im Sommer eine geldpolitische Lockerung notwendig werden dürfte“. Anfang Juli hielt die Notenbank jedoch noch still und wollte weitere Konjunkturdaten abwarten.

Seitdem wurden eine Reihe von Frühindikatoren zur Unternehmens- und Verbraucherstimmung veröffentlicht, die teilweise regelrecht eingebrochen sind. Das Londoner Forschungsinstitut Markit etwa hatte aus seinen am Mittwoch veröffentlichten Umfragedaten unter Einkaufsmanagern geschlossen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,4 Prozent schrumpfen wird. Einen solchen Rückgang hat es in dem zuletzt boomenden Land seit mehr als sieben Jahren nicht mehr gegeben.

Auch aus anderen Sparten häuften sich zuletzt Hiobsbotschaften, die Furcht vor einer Rezession nähren: Der Bausektor schrumpfte so stark wie seit sieben Jahren nicht mehr und auch die Industrie ging rasant auf Talfahrt. Im Dienstleistungssektor ist der Indikator so stark gefallen wie zuletzt vor 20 Jahren.

Zuletzt hatten die Währungshüter im März 2009 die Zügel gelockert, um die wirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise von 2008 abzufedern. Nun steuert das Land nach mehreren Boomjahren auf den stärksten Konjunktureinbruch seit sieben Jahren zu. Auch unkonventionelle Maßnahmen wie weitere Anleihenkäufe schließen Fachleute nicht aus.

Die britische Großbank HSBC stellt sich nach dem Brexit-Votum auf eine anhaltende Phase der Unsicherheit ein. Die eigenen Geschäfte würden sehr genau unter die Lupe genommen. Noch sei es aber zu früh, um zu sagen, welche Teile von den Folgen des Anti-EU-Referendums auf der Insel negativ beeinflusst seien und in welchem Maß, sagte Bankchef Stuart Gulliver am Mittwoch. Ähnlich äußerte sich Bill Winters, der den heimischen Rivalen Standard Chartered leitet: Das Umfeld sei schwieriger geworden. Die großen Geldhäuser fürchten aber nicht nur eine Konjunkturabkühlung nach dem Brexit-Votum.

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