Bank-Studie Helikopter-Geld würde wohl nicht ausgegeben werden

Die radikale Form der Konjunkturbelebung könnte anders wirken als gedacht. Statt das zusätzliche Geld auszugeben, würden es viele Verbraucher sparen. Das stellt die Effektivität der Maßnahme in Frage.

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Der EZB-Präsident hat Helikopter-Geld nie als letzte Maßnahme ausgeschlossen. Eine neue Studie stellt nun ihre Effektivität in Frage. Quelle: AP

New York Wenn die Menschen ein Jahr lang jeden Monat – ohne irgendeine Einschränkung – 200 Euro auf ihr Konto überwiesen bekämen, dann würden die Teilnehmer an einer Befragung in zwölf europäischen Ländern dieses Geld wohl eher sparen als ausgeben. Das Ergebnis basiert auf einer Erhebung unter rund 12.000 Verbrauchern zwischen dem 3. und 24. Juni, die vom Marktforscher Ipsos über das Internet durchgeführt wurde.

Lediglich 26 Prozent der Befragten erklärten, sie würden das meiste Geld ausgeben – während 52 Prozent die Mittel nach eigenen Angaben sparen, investieren oder größtenteils unangetastet lassen würden. 15 Prozent wollten das Geld nutzen, um ihre Schulden abzuzahlen.

„Falls sich die Menschen so verhalten, wie sie es in der Umfrage angegeben haben, würde sich die Frage nach der Effektivität dieser Art von Verteilung stellen“, sagt Ian Bright, leitender Volkswirt von ING. Seinen Worten zufolge wäre es daher eine Alternative, das Geld an die Staaten für Infrastrukturausgaben, Steuersenkungen oder zur Verringerung der Staatsschulden zu übergeben. Doch diese Option kommt für die Europäische Zentralbank (EZB) nicht in Frage: Ihr ist es verboten, Regierungen zu finanzieren.

Die gesamte Idee des Helikopter-Geldes dürfte zwar bizarr erscheinen, doch das Konzept – das sich der Nobelpreisträger Milton Friedman vor nahezu 50 Jahren ausdachte – wird unter Volkswirten ernsthaft diskutiert. Denn Billionen von Dollar, die die Zentralbanken in der ganzen Welt in den vergangenen Jahren in die Finanzmärkte pumpten, schafften es nicht, Wachstum und Inflation anzukurbeln. Währungshüter haben bislang noch nicht signalisiert, dass sie Helikopter-Geld als zulässiges Werkzeug erachten.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte Helikopter-Geld zu Beginn des Jahres als ein „sehr interessantes Konzept“ bezeichnet. Doch er und seine Kollegen erklären, sie hätten es bisher nicht als eine Option diskutiert.

Haruhiko Kuroda, Gouverneur der japanischen Notenbank, hat mehrfach Helikopter-Geld ausgeschlossen. Er argumentierte, es werde nicht in Betracht gezogen und sei unter der derzeitigen Gesetzgebung verboten. Seit Amtskollege Mark Carney, der die britische Zentralbank leitet, bezeichnete Helikopter-Geld derweil sinngemäß als unrealistische Idee.

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