Banken EZB nimmt Problemkredite ins Visier

Knapp sieben Prozent der Kredite im Euroraum sind faul. Das treibt die Notenbanker auf den Plan. Die wird Banken Empfehlungen zu Problemkrediten geben, berichten Kreise.

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Die Bankenaufsicht geht mögliche Kreditrisiken an. Quelle: dpa

Frankfurt Die EZB-Bankenaufsicht will laut Insidern Geldhäuser noch stärker zum Abbau fauler Kredite auffordern. Die Europäische Zentralbank (EZB) plane, bis Ende 2016 oder Anfang 2017 den Instituten nicht bindende Empfehlungen zu geben, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Später würden ihnen auch quantitative und qualitative Ziele zum Umgang mit Problemdarlehen vorgegeben.

Nicht alles werde in schriftlicher Form geschehen. Sollten Institute den Empfehlungen nicht nachkommen könnte der Ton schärfer werden - bis hin zu Kapitalanforderungen bei den turnusmäßigen Bankenprüfungen. Die EZB lehnte eine Stellungnahme ab.

Nach Schätzungen der Notenbank waren Ende vergangenen Jahres etwa 7,1 Prozent aller Darlehen im Währungsraum Problemkredite. Das Niveau ist fast fünfmal so hoch wie in den USA. Insgesamt sitzen Geldhäuser in der Euro-Zone derzeit auf faulen Krediten im Gesamtvolumen von rund 900 Milliarden Euro. Diese Hinterlassenschaft aus den Zeiten der Finanz- und Schuldenkrise bremst Experten zufolge das Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone. Denn wegen der vielen Problemdarlehen sind Banken weniger in der Lage, neue Darlehen an Firmen oder Haushalte zu vergeben.

"Einige Banken bleiben einfach auf ihren faulen Krediten sitzen und hoffen auf bessere Zeiten", sagte eine mit den EZB-Plänen vertraute Person. Aber Problemkredite in den Büchern müssten abgeschrieben werden oder sie müssten ihre Rückstellungen auf 50 bis 70 Prozent erhöhen.

Die bisher angepeilte Vorgehensweise der Banken-Wächter legt nahe, dass sie zunächst stark auf Überzeugungsarbeit setzen wollen. Sorgen der Institute, sie würden gezwungen ihre Bilanzen rasch zu bereinigen, sollen so zerstreut werden. Einem der Insider zufolge könnten sich die Pläne der EZB noch ändern. Das betreffe insbesondere den Zeitplan. Analysten hatten unlängst davon gewarnt, dass rasche Verkäufe oder Abschreibungen von faulen Krediten die Banken zu Kapitalmaßnahmen zwingen würden. Denn im Schnitt liege das Rückstellungsniveau nur bei etwas mehr als 40 Prozent und eine Bewertung der Kredite nach aktuellen Marktpreisen würde zu Verlusten führen.

Bei italienischen und griechischen Banken ist das Problem der faulen Kredite besonders drängend. So sitzt die italienische Großbank Unicredit auf einem Berg an faulen Krediten von fast 80 Milliarden Euro. Beim Wettbewerber Intesa Sanpaolo waren es Ende des ersten Quartals 33 Milliarden Euro. Im schuldengeplagten Griechenland sitzen Bankhäuser von Thessaloniki bis Athen aktuell auf Problemdarlehen im Volumen von rund 100 Milliarden Euro.

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