Bofinger kritisiert EZB-Anleihenkauf „Zentralbankgeld gibt es wie Freibier“

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger galt einst als Befürworter der EZB-Geldpolitik. Jetzt wechselt der Ökonom die Seiten. Ein Anleihekaufprogramm belaste deutsche Sparer und gefährde den Ruf der Notenbank, warnt er.

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Ökonom Peter Bofinger geht auf Distanz zur EZB-Geldpolitik. Quelle: ap

Frankfurt Ein Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank würde den deutschen Sparer belasten und könne den Ruf der Notenbank in Deutschland gefährden. Davor warnt Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Wenn die EZB Anleihen kaufe, dann müsse sie wahrscheinlich auch deutsche Anleihen kaufen. Wenn die Umlaufrendite im Zuge des Anleihekaufprogramms von 0,55 Prozent auf 0,3 Prozent gedrückt wird, dann könne der Ruf der EZB in Deutschland „großen Schaden” nehmen, warnt der Wirtschaftsweise. Sollte das Aufkaufprogramm für Staatsanleihen anlaufen, dürfte das „in Deutschland für große Verärgerung sorgen“, meint Bofinger. „Das ist gefährlich.“

„Zentralbankgeld gibt es schon jetzt wie Freibier“. Wenn man die Sättigungsmenge erreicht habe, und der Preis bei null liege, dann helfe es nicht, noch mehr Freibier hinzustellen. „Es wird nicht mehr konsumiert“, so Bofinger.
Bofinger zählte lange Zeit zu den Fürsprechern der von EZB-Präsident Mario Draghi eingeleiteten Politik der quantitativen Lockerung. Doch in den vergangenen Monaten geht auch der Wirtschaftsweise der Universität Würzburg verstärkt auf Distanz zur EZB-Geldpolitik.

Nach einem Bericht der Wochenzeitung „Die Zeit“ wurde auf der letzten Sitzung des Notenbankrats über die Käufe von Staatsanleihen diskutiert. Dem Vernehmen nach könnte ein entsprechender Beschluss schon am 22. Januar gefasst werden.
Draghi habe sich „ohne Not unter Zugzwang gesetzt“ indem er sich zum Ziel gesetzt habe, die Bilanzsumme der EZB auf das Niveau von 2012 zu steigern, das damals bei drei Billionen Euro lag. „Jetzt werden die Märkte wissen wollen, ob er das Ziel tatsächlich erreicht“, sagt Bofinger.

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