Bundesbank legt Monatsbericht vor Maue Aussichten für die deutsche Wirtschaft

Die Bundesbank rechnet auch im Winter mit einer schwunglosen Entwicklung. Damit dürfte Deutschland noch länger als Konjunkturlokomotive Europas ausfallen – obwohl Güter „Made in Germany“ gefragt seien.

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Die Ökonomen von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann erwarten eine schwunglose Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. Quelle: Reuters

Frankfurt/Main Die deutsche Wirtschaft wird nach Überzeugung der Bundesbank auch im Winter kaum vom Fleck kommen. „Die weiter eingetrübten Geschäftserwartungen und der stagnierende Auftragseingang deuten auf eine schwunglose Wirtschaftsentwicklung in Deutschland mindestens bis zum Jahresende 2014 hin“, erklärte die Notenbank in ihrem am Montag in Frankfurt veröffentlichten Monatsbericht. Zwar seien Güter „Made in Germany“ auf den Weltmärkten gefragt, doch fehle es derzeit an kräftigen Impulsen im globalen Handel.

Auch erholten sich große Partnerländer in der Euro-Zone noch nicht spürbar. „Von anderen außenwirtschaftlichen Faktoren wie der erheblichen Abwertung des Euro und dem stark gefallenen Ölpreis könnten allerdings allmählich in begrenztem Umfang belebende Wirkungen ausgehen“, fügten die Bundesbank-Volkswirte hinzu.

Die deutsche Wirtschaft war im Sommerquartal haarscharf an einer Rezession vorbeigeschrammt. Nach dem schwachen Frühjahr, als die Wirtschaft um 0,1 Prozent zum Vorjahr schrumpfte, ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent wieder minimal gewachsen. Das kleine Plus war vor allem der ungebrochenen Konsumlust der Verbraucher zu verdanken.

Die Bundesbank erwartet, dass der private Konsum dank der guten Arbeitsmarktlage, der kräftigen Zuwanderung und spürbarer Lohnsteigerungen auch in naher Zukunft der einzige nennenswerte Wachstumstreiber in Deutschland bleibt. Denn während sich die Stimmung in den Unternehmen merklich eingetrübt habe, zeigten sich die Verbraucher bisher unbeeindruckt von den schwächeren Konjunkturaussichten. Sie stuften ihre Einkommensperspektiven und Anschaffungsneigung bis zuletzt ausgesprochen gut ein.

Hingegen schätzen die Experten der Deutschen Bundesbank die Konjunkturimpulse aus dem Ausland weiter als schwach ein. Ein Grund seien die Folgen der Sanktionspolitik gegen Russland. Eine spürbare Erholung in wichtigen Euro-Partnerländern sei zudem noch immer nicht in Sicht.

Auch die Unternehmensinvestitionen, die die Konjunktur im Sommer erheblich gebremst hatten, dürften sich angesichts der gestiegenen globalen Risiken und der Ungewissheit bezüglich der Folgen wirtschaftspolitischer Maßnahmen erst mit Verzögerung wieder erholen.

Diese Prognose wird auch von der „Konjunkturumfrage Herbst“ bestätigt, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) an diesem Montag veröffentlichte. Demnach wirken sich die schwache Konjunktur im Euro-Raum und der andauernde Russland-Ukraine-Konflikt zunehmend negativ auf deutsche Unternehmen aus. Zudem stellten die Betriebe wegen der hohen Energie- und Arbeitskosten Investitionen zurück. Insgesamt haben sich die Geschäftserwartungen der deutschen Unternehmen für 2015 nach den Angaben spürbar eingetrübt.


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