Dabei hat die deutsche Geschichte eindrucksvoll gezeigt, dass eine solche Strategie die monetären Verhältnisse zerrüttet. Zu Beginn der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts entschied die Führung der Deutschen Reichsbank, der Zentralbank der Weimarer Republik, mehr Geld auszugeben, um den defizitären Staatshaushalt zu finanzieren. Und das, obwohl die Reichsbank per Gesetz 1922 in die politische Unabhängigkeit entlassen wurde, auf Drängen der Alliierten und als Gegenleistung für eine vorübergehende Aussetzung der Reparationszahlungen.
Die damaligen Geldpolitiker sahen, dass die junge Republik immer stärker auf Zentralbankkredite zurückgreifen musste, um nicht pleitezugehen. Weil es sich aus ihrer Sicht um eine Existenzfrage der Republik handelte, gaben sie bereitwillig immer mehr Geld, um die überbordenden Ausgabenprogramme der Regierenden zu erfüllen. Das Ergebnis war eine Hyperinflation, die die Reichsmark nicht nur dramatisch entwertete, sondern als Geld völlig zerstörte. Die politische Unabhängigkeit der Reichsbank erwies sich als unwirksamer Schutz gegen die Geldwertvernichtung.
Die Situation des EZB-Rates ist jener der Reichsbank damals nicht unähnlich. Die Entscheidung über den Fortbestand eines politischen Projektes – diesmal der Währungsunion – liegt de facto beim EZB-Rat. Und damals wie heute soll das Anwerfen der Notenpresse der Ausweg sein.
Doch eine solche Inflationspolitik kann den Euro nicht retten. Sie übertüncht bestenfalls kurzfristig die wirtschaftlichen und politischen Schäden, rächt sich aber mit einer noch schwereren Krise in der Zukunft. Die Weimarer Hyperinflation endete bekanntlich in einem Zusammenbruch der Wirtschaft.
Die aktuelle Misere steht letztlich für den Niedergang des Euro-Papiergeldstandards und seines politischen Urhebers, des chronisch auf Pump finanzierten, ausufernden Umverteilungsstaates. Die Regierungen, Zentralbanken und ihre Einflüsterer aus der Mainstream-Ökonomik werden die Krise mit ihren Maßnahmen nicht lösen, sondern verschlimmern – auf den Spuren der Reichsbank.