Denkfabrik

Die zerstörerische Kraft der Inflation

Seite 2/2

Lehren aus den argentinischen Erfahrungen

Die vorherige Regierung hatte versucht, die Öffentlichkeit zu täuschen. Sie präsentierte Inflationsschätzungen, die Experten zufolge viel niedriger waren als die tatsächliche Preissteigerung. Wie mir ein argentinischer Freund erklärte, wurden Statistiker, die versuchten, korrekte Inflationsdaten zu veröffentlichen, entlassen und durch politische Verbündete ersetzt, die geschönte Daten verbreiteten. Wie er sagte, verwandelten sie „Regierungsstatistiken von einem technischen Problem in eine kreative Kunst“.

In den Jahren, als die Regierung den Argentiniern erlaubte, ihre Peso in Dollar zu tauschen und außer Landes zu schaffen, investierten wohlhabende Bürger sehr viel Geld in den USA. Als Folge dieses Kapitalabflusses ist das Investitionsniveau in Argentinien heute sehr gering – was Produktivität und Wachstum bremst. Die Bruttokapitalbildung beträgt nur 17 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt (BIP), während sie in Chile und Mexiko bei 23 Prozent liegt.

Wegen Inflation? Bei diesen Lebensmitteln steigen die Preise deutlich

Die neue Regierung von Präsident Mauricio Macri ist zwar entschlossen, die Inflation zu senken, sie muss dafür aber einen hohen politischen Preis zahlen. Knappe Geldversorgung und hohe Zinsen blockieren die Nachfrage und führen bereits jetzt zu einem Rückgang des realen BIPs. Gleichzeitig wird eine Verringerung der Inflationsrate von 20 auf 15 Prozent in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Aus den argentinischen Erfahrungen können andere Länder zwei wichtige Lehren ziehen. Erstens: Preisstabilität ist eine sensible Größe, die Inflationsrate kann sehr schnell steigen. Und zweitens: Hohe Inflationsraten bleiben im Gedächtnis einer Gesellschaft lange verhaftet und haben lang andauernde negative Effekte. Anders ausgedrückt: Preisstabilität zu erreichen ist wichtig – aber ebenso wichtig ist es, sie beizubehalten. Deshalb muss die Geldpolitik ständig auf das Ziel niedriger Inflation ausgerichtet bleiben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%