Es gibt aber eine Alternative: Die Notenbanker sollten nicht erst gegen Übertreibungen an den Finanz- oder Häusermärkten vorgehen, wenn diese sich abzeichnen. Vielmehr sollten sie beim Setzen der Leitzinsen zu jedem Zeitpunkt und nicht nur phasenweise neben der Preisstabilität auch die Finanzstabilität im Blick haben.
Im Rahmen einer solchen Strategie der umfassenden Stabilisierung heben sie die Zinsen beispielsweise dann leicht an, wenn der Risikoappetit der Banken und Anleger zaghaft erwacht. So schaffen Notenbanken über viele Jahre ein Bewusstsein für Risiken und reduzieren die Wahrscheinlichkeit, dass sich Übertreibungen entwickeln. Außerdem haben die Zentralbanken viel Zeit zum Gegensteuern und riskieren keine Rezessionen durch schnelle und massive Zinserhöhungen.
Die Strategie der umfassenden Stabilisierung hat einen weiteren Vorteil: Die Notenbanker müssen anders als bei der Strategie der späten Blasenbekämpfung nicht prognostizieren, ob bald Übertreibungen an den Finanz- oder Immobilienmärkten vorliegen. Sie müssen lediglich beurteilen, ob die Schulden der Unternehmen und Konsumenten, verglichen mit dem Bruttoinlandsprodukt, zu stark steigen.
Es geht nicht darum, jegliche Marktübertreibungen zu bekämpfen, sondern nur diejenigen, die mit zu hohen Schulden einhergehen. Schließlich schafft das Fallen von Aktienkursen oder Häuserpreisen nur dann große Probleme für die gesamte Volkswirtschaft, wenn die Investoren sich vorher zu hoch verschuldet hatten und nach dem Platzen der Blase ihre Ausgaben massiv kürzen müssen, um Schulden abzubauen.
Es wird Zeit, dass sich die EZB nicht weiter hinter den Bankenaufsehern versteckt, sondern ihre Verantwortung für die Finanzstabilität wahrnimmt. Sie sollte den Ausstieg aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik einleiten, um neuen und gefährlichen schuldenfinanzierten Blasen an den Finanz- und Häusermärkten entgegenzuwirken.