Die deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs. Nach ersten Berechnungen war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2017 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,6 Prozent höher als in den ersten drei Monaten des Jahres. Zu Jahresbeginn hatte es einen kräftigen Anstieg von 0,7 Prozent zum Vorquartal gegeben.
Positive Impulse kamen im Vorquartalsvergleich (preis-, saison- und kalenderbereinigt) vor allem aus dem Inland. Die privaten Haushalte steigerten ihre Konsumausgaben kräftig um 0,8 Prozent, die staatlichen Konsumausgaben waren um 0,6 Prozent höher als im Vorquartal. Auch die Investitionen legten nochmals zu: In Ausrüstungen wurde 1,2 Prozent und in Bauten 0,9 Prozent mehr investiert als im ersten Quartal 2017. Insgesamt stieg die inländische Verwendung im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres deutlich um 1,0 Prozent.
Im Vorjahresvergleich hat sich die Wirtschaftsleistung erhöht: Das preisbereinigte BIP stieg im zweiten Quartal 2016 um 3,1 Prozent, Allerdings gab es vor allem aufgrund der Lage der Feiertage im Berichtsquartal drei Arbeitstage mehr als ein Jahr zuvor und dadurch einen außergewöhnlich starken Kalendereffekt. Entsprechend lag die kalenderbereinigte Wachstumsrate des preisbereinigten BIP im zweiten Quartal 2016 mit 1,8 Prozent knapp unter der des ersten Quartals 2016 mit 1,9 Prozent (unbereinigt 1,5 Prozent).
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Auch im Vorjahresvergleich kamen die Wachstumsimpulse vor allem aus dem Inland: Die privaten Konsumausgaben stiegen preisbereinigt um 1,6 Prozent, die staatlichen Konsumausgaben um 1,5 Prozent. Die Investitionen entwickelten sich im Vergleich zum Vorjahr unterschiedlich: Während in Ausrüstungen – darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – preisbereinigt 0,7 Prozent weniger investiert wurde als im zweiten Quartal 2016, stiegen die Investitionen in Bauten um 2,9 Prozent. Der Außenbeitrag bremste rechnerisch das Wirtschaftswachstum (–1,0 Prozentpunkte): Es wurden preisbereinigt zwar 1,0 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als vor einem Jahr, die Importe stiegen im selben Zeitraum mit +3,8 Prozent aber deutlich stärker.
In jeweiligen Preisen gerechnet war das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2017 um 2,3 Prozent höher als im Vergleichszeitraum von 2016, die Ausrüstungsinvestitionen verfehlten also diesen Zuwachs.
Fahrzeuginvestitionen wachsen deutlich
Überraschend günstig entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf von 2017 hier zu Lande die Pkw-Neuzulassungen. In den ersten acht Monaten ist ein Plus von 2,9 Prozent aufgelaufen, wobei alleine im August ein Zuwachs von 3,5 Prozent zu verzeichnen war, der allerdings vor allem von privaten Käufern (+6,0 Prozent) getrieben wurde, die dem privaten Verbrauch zuzuordnen sind. Bei den gewerblichen Pkw-Zulassungen, die zu den Investitionen zählen, betrug das Wachstum nur 2,0 Prozent Bei den Nutzfahrzeugen gab es von Januar bis August ein Wachstum von fast 2 Prozent, wobei im August ein leichter Rückgang von rund 1,5 Prozent zu verzeichnen war.
Den Trendumfragen des Bundesverbandes Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) zufolge ist der Anschaffungswert des Neugeschäfts mit Mobilien auch im zweiten Quartal 2017 gegenüber dem Vorjahresquartal kräftig gestiegen (+5,6 Prozent), für das erste Halbjahr ergibt sich dadurch ein Wachstum von nominal 7,6 Prozent. Damit nahm die Wachstumsdynamik wieder zu und übertraf erneut die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen. Einen Zuwachs gab es zuletzt bei PKW und Kombi, Bussen, LKW und Anhängern, Büromaschinen/EDV sowie Luft- Schienen- und Wasserfahrzeugen; einen Rückgang hingegen bei Produktionsmaschinen, Sonstigen Ausrüstungen sowie Immateriellen Wirtschaftsgütern.
Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft wird sich im weiteren Jahresverlauf von 2017 voraussichtlich fortsetzen und geht nun in sein achtes Jahr. Im Jahresdurchschnitt wird für das BIP mit einem nominalen Plus von 3,1 Prozent (real +1,8 Prozent) gerechnet. Dabei wird für die Ausrüstungsinvestitionen ein Wachstum von nominal 1,8 Prozent (real: +1,0 Prozent) erwartet. Nach derzeitigem Prognosestand ist also für 2017 mit nochmals steigenden Ausgaben für die Ausrüstungsgüter und für die Leasingengagements zu rechnen. Immerhin liegt die Auslastung der Produktionskapazitäten der deutschen Unternehmen mit gut 86 Prozent deutlich über ihrem langjährigen Mittel und die Maschinenbauer erwarten für dieses Jahr ein reales Produktionswachstum von 3 Prozent.