Deutsche Industrie Unerwarteter Auftragsschwund überrascht Experten

Der November 2017 bescherte der deutschen Industrie einen leichten Auftragsrückgang. Quelle: dpa

Die deutsche Industrie überrascht mit ihren November-Ergebnissen: Unerwartet gab es einen Auftragsrückgang von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Für viele Ökonomen trotzdem kein Grund zur Sorge.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die deutsche Industrie hat im November wegen der schwächeren Nachfrage vom Heimatmarkt und aus Übersee einen unerwarteten Auftragsschwund erlitten. Bei ihr gingen 0,4 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das war der erste Rückgang nach zuvor drei Anstiegen in Folge. Ökonomen waren von einem erneuten Plus von 0,5 Prozent ausgegangen. "Insgesamt haben sich die Aufträge in der zweiten Jahreshälfte 2017 überaus dynamisch entwickelt", dämpfte das Bundeswirtschaftsministerium Sorgen vor einer Trendwende. "Damit ist das Fundament für einen starken Jahresauftakt in der Industrie gelegt."

Experten halten den Rückgang ebenfalls nicht für einen Beinbruch. "Alles in allem bleibt die deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs", sagte Ökonomin Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. "Dennoch: die Dynamik im Vergleich zum dritten Quartal 2017 nimmt ab." Dies sei auch kein Wunder, seien die Kapazitäten der Unternehmen doch sehr gut ausgelastet, weshalb weitere Steigerungen kaum noch möglich sind. "Flaschenhals bei der Abarbeitung der Aufträge ist zunehmend der Fachkräftemangel, in dem mehr als jedes zweite Unternehmen in der Industrie ein Risiko für seine Geschäftsentwicklung sieht", sagte Expertin Sophia Krietenbrink vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).

Die Nachfrage aus dem Inland schrumpfte im November um 0,4 Prozent. Die Aufträge aus dem Ausland sanken mit 0,5 Prozent noch etwas stärker. Während dabei das Neugeschäft mit den Euro-Ländern um 0,7 Prozent wuchs, fielen die Bestellungen aus dem Rest der Welt, darunter die größten Volkswirtschaften USA und China, um 1,2 Prozent niedriger aus. Aus der Währungsunion dürften in den kommenden Monaten frische Impulse für die deutsche Wirtschaft kommen, schließlich signalisieren Umfragen einen anhaltenden Aufschwung. Der Konjunkturoptimismus der Börsianer für die Euro-Zone etwa stieg im Januar merklich, wie das Beratungsunternehmen Sentix bei seiner Umfrage unter 929 Anlegern herausfand.

Weniger gefragt waren im November Investitionsgüter wie Maschinen und Fahrzeuge: Hier schrumpften die Aufträge um 2,3 Prozent. Bei Vorleistungen wie Chemikalien gab es dagegen einen Anstieg um 2,0 Prozent. Bei Konsumgütern nahmen die Bestellungen sogar um 3,2 Prozent zu.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%