Draghi im Währungsausschuss Banken vergeben immer noch zu wenige Kredite

Vor allem wegen der schwachen Nachfrage sieht EZB-Chef Mario Draghi weiterhin eine mangelnde Kreditvergabe im Euro-Raum. Die Regierungen der Mitglieds-Staaten fordert Draghi erneut zu Strukturreformen an.

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EZB-Chef Mario Draghi sprach am Montag vor dem Währungsausschuss des EU-Parlaments. Quelle: dpa

Brüssel EZB-Chef Mario Draghi sieht weiter eine mangelnde Kreditvergabe im Euroraum. Dies liege vor allem an der schwachen Nachfrage nach Krediten, sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), am Montag vor dem Währungsausschuss des EU-Parlaments.

Zur Resonanz der Geldhäuser auf das erstmals von der EZB eingesetzte Instrument der zielgerichteten Langfristkredite (TLTROs) erklärte Draghi, „die Nachfrage nach der ersten neuen Kreditlinie hat im Rahmen der Erwartungen der Notenbank gelegen.“ Die EZB hatte in der vergangenen Woche insgesamt 82,6 Milliarden Euro vergeben, was Analysten als enttäuschend bewerteten.

Sollte die Nachfrage anziehen, wolle man mit dem Instrument sicherstellen, dass die Geldhäuser zu sehr günstigen Bedingungen Kredite an Unternehmen vergeben können, erklärte Draghi. Der EZB-Chef zeigte sich zuversichtlich, dass Käufe von Kreditverbriefungen (ABS) die Dynamik am Kreditmarkt verbessern können. Immerhin sei zuletzt bereits eine leichte Verbesserung der Kreditvergabe zu beobachten gewesen, meinte Draghi.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Erholung sieht der EZB-Präsident eine nachlassende Dynamik im Euroraum. Es gebe Risiken, dass die Konjunktur weiter an Schwung verlieren könnte. Die Arbeitslosigkeit bleibe inakzeptabel hoch. Er forderte die Regierungen der Mitgliedsstaaten erneut zu Strukturreformen auf. „Ohne Strukturreformen bleibt die Geldpolitik unwirksam.“

Die EZB sei bereit, die Geldpolitik – falls notwendig – mit anderen außergewöhnlichen Maßnahmen weiter zu lockern, wiederholte Draghi zuletzt getroffene Aussagen. In der Öffentlichkeit wurde vor allem über den breit angelegten Kauf von Staatsanleihen diskutiert.

Beim Zinssatz sei man hingegen am unteren Ende angekommen, sagte Draghi. Die EZB hatte am Monatsanfang den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Die Geldpolitik wird voraussichtlich sehr lange locker bleiben, so Draghi.

Mit ihren jüngsten Maßnahmen habe die EZB keine Schwächung des Wechselkurses beabsichtigt, versicherte der Notenbankchef. „Der Wechselkurs ist kein Ziel der Geldpolitik.“ Allerdings stellte Draghi klar, dass der Wechselkurs wichtig für die Preisstabilität ist. Infolge der jüngsten EZB-Maßnahmen war der Euro deutlich unter Druck geraten und am Montag im Handelsverlauf auf ein 14-Monatstief von 1,2821 US-Dollar gefallen.

Der französische Notenbankchef Christian Noyer hatte zuletzt gefordert, dass man den Euro weiter drücken müsse.

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