Einkaufsmanagerindex Chinas Wirtschaft braucht weiter Unterstützung

In Chinas Staatssektor ist die Gemütslage schlecht, doch bei privaten und mittelgroßen Unternehmen steigt die Zuversicht. Experten sehen nur einen „holprigen Start“ in die zweite Jahreshälfte.

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Der Druck auf das Wirtschaftswachstum bleibt dennoch und muss durch eine unterstützende Haushalts- und Geldpolitik gestützt werden. Quelle: dpa

Peking Die Stimmung in der chinesischen Wirtschaft ist gemischt. Zwei Frühindikatoren für die Konjunktur in der zweitgrößten Volkswirtschaft steuerten im Juli in entgegengesetzte Richtungen. Der Einkaufsmanagerindex des Wirtschaftsmagazin „Caixin“ für das herstellende Gewerbe machte im Juli einen Sprung um 2 auf 50,6 Punkte, während der offizielle Index des Statistikamtes unerwartet um 0,1 auf 49,9 Punkte fiel, wie das Statistikamt am Montag berichtete.

Der gewöhnlich optimistischere Einkaufsmanagerindex des Statistikamtes, der stärker den großen Staatssektor berücksichtigt, lag damit erstmals seit fünf Monaten unter der kritischen Grenze von 50 Punkten. Experten hatten nicht mit einem Rückgang des Index gerechnet, der im Vormonat schon um 0,1 Punkte gefallen war.

Das Konjunkturbarometer des Wirtschaftsblattes „Caixin“, das wiederum stärker private und mittelständische Firmen betrachtet, kletterte hingegen erstmals seit 17 Monaten wieder über die 50-Punkte-Grenze. Die gesamten Betriebsbedingungen wie Produktion, Auftragslage und Käuferaktivitäten hätten sich verbessert, obwohl die Beschäftigung weiter rückläufig sei, berichtete das Magazin.

„Das deutet darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft angefangen hat, Anzeichen der Stabilisierung zu zeigen, die auf die schrittweise Einführung der proaktiven Haushaltspolitik zurückzuführen ist“, sagte Zhong Zhengsheng, Direktor der Forschungsgruppe CEBM. „Aber der Druck auf das Wirtschaftswachstum bleibt – und eine unterstützende Haushalts- und Geldpolitik muss fortgesetzt werden.“

Analysten der australischen ANZ Bank sprachen mit Blick auf den offiziellen Index von einen „holprigen Start“ in die zweite Jahreshälfte. „Die Industrieproduktion wird lustlos bleiben.“ Das traditionelle herstellende Gewerbe werde „starken Gegenwind“ sehen, während die Bemühungen zum Abbau von Überkapazitäten andauerten. Das Wirtschaftswachstum könnte sich verlangsamen. Der Immobiliensektor dürfte seinen Höhepunkt erreicht haben, auch gebe es Risiken durch das britischen Brexit-Votum für einen EU-Ausstieg.

Im zweiten Quartal hatte Chinas Wirtschaft noch Zeichen der Stabilisierung gezeigt, da das Wachstum mit 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wie im ersten Quartal und damit unerwartet stark zugelegt hatte. Experten zweifeln jedoch an der Nachhaltigkeit des Wachstums, da es vor allem durch eine rapide Ausweitung von Krediten erreicht worden sei.

Ökonomen fürchten, dass die steigende Schuldenlast der unproduktiven Staatsbetriebe den Geldinstituten langfristig ersthafte Probleme bereiten könnte. Wegen der rasant steigenden Zahl fauler Kredite könnte dem Sektor eine schmerzhafte Entwicklung bevorstehen, die dazu führen werde, dass Peking einspringen und den Banken helfen müsse.

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