Einzelhändler in Deutschland Größter Umsatzeinbruch im Handel seit sieben Jahren

Um rund drei Prozent sind die Umsätze des deutschen Einzelhandels im September zurückgegangen. Darauf hatte wenig hingedeutet. Ist der Einbruch ein Ausreißer oder müssen sich Händler auf schwere Zeiten einstellen?

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Die Bundeskanzlerin an der Kasse: Zuletzt ging Angela Merkel mit dem chinesischen Ministerpräsident Li Keqiang in einem Supermarkt einkaufen. Der Lebensmittelhandel hatte im September keine Umsatzprobleme, ganz im Gegensatz zum gesamten Einzelhandel. Quelle: dpa

Berlin Der Umsatz im deutschen Einzelhandel ist im September so stark eingebrochen wie seit über sieben Jahren nicht mehr. Er fiel um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Preisbereinigt (real) fiel das Minus mit 3,2 Prozent sogar noch etwas größer aus.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier lediglich einen Rückgang von 1,0 Prozent erwartet, nachdem es im August noch zu einem Wachstum von revidiert 1,5 (bisher: 2,5) Prozent gereicht hatte.

„Mit einer Gegenbewegung nach unten war nach dem starken August zu rechnen, aber nicht mit einem solchen Einbruch“, sagte Ökonom Holger Sandte von der Nordea Bank. „Das ist einfach schlecht, weil damit eine Rezession in Deutschland wahrscheinlicher wird.“ Der Handlungsdruck auf die EZB wachse, meint Sandte.

Christian Schulz von der Berenberg Bank führt den Einbruch auf die späte Lage der Sommerferien zurück. Dazu komme ein milder Herbstbeginn. „Der hat vermutlich dazu geführt, dass die neuen Winterkollektionen in den Geschäften keinen reißenden Absatz gefunden haben. Das dürfte sich in den kommenden Monaten ausgleichen“, so Schulz. Der Konsum in Deutschland stehe auf sehr gesunden Füßen: „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Beschäftigung sehr hoch, die Löhne steigen stark, die Inflation ist niedrig. Auch das Konsumklima trotzt den Turbulenzen in der Ukraine bisher.“

Besser sieht das Ergebnis im Einzelhandel ohnehin im Vergleich zum September 2013 aus. Hier zogen die Umsätze um 2,9 und real um 2,3 Prozent an. Allerdings zählte der September diesmal einen Verkaufstag mehr. Besonders gut liefen die Geschäfte in Apotheken und mit pharmazeutischen, kosmetischen und medizinischen Produkten, die um 8,2 Prozent wuchsen. Supermärkte und Warenhäuser kamen auf ein Plus von 5,4 Prozent. Der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren brach dagegen um 5,7 Prozent zum Vorjahresmonat ein.

Von Januar bis September nahm der deutsche Einzelhandel 1,8 Prozent mehr ein als im Vorjahreszeitraum. Der Branchenverband HDE erwartet im Gesamtjahr ein Plus von rund 1,5 Prozent. Für Rückenwind sorgen die gute Lage am Arbeitsmarkt, niedrige Zinsen, steigende Löhne und die geringe Inflation.

Allerdings hatte sich das Konsumklima im September und Oktober jeweils leicht eingetrübt, da internationalen Krisen wie die in der Ukraine die Verbraucher zunehmend verunsichern. Für November zeigt das von den GfK-Marktforschern ermittelte Barometer aber wieder nach oben.

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