Erdöl Ende des Höhenflugs beim Ölpreis möglich

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Weltweit neue Ölquellen

Mitarbeiter des Förderkonzerns Petrobras Quelle: REUTERS

Hinzu kommt, dass sich weltweit neue Quellen für den Rohstoff Öl auftun:

  • In den amerikanischen, kanadischen und grönländischen Teilen der Arktis und tief unter dem Meer vor der Küste Brasiliens vermuten Experten mehr als 100 Milliarden Barrel. Vor allem vor der Küste Brasiliens haben Forscher in den vergangenen Jahren riesige Tiefsee-Ölfelder entdeckt; der staatliche Förderkonzern Petrobras hat bereits mit der Ausbeutung begonnen.
  • Das technisch komplizierte Verfahren, in Schiefervorkommen gebundenes leichtes Rohöl zu fördern, macht Fortschritte. Es gelingt immer besser, das Öl durch vertikale Bohrungen im Gestein aus dem Schiefer zu lösen und an die Oberfläche zu pumpen. Wissenschaftler schätzen die entsprechenden Reserven auf 300 Milliarden Barrel weltweit. Das entspricht etwa einem Fünftel der gesamten nachgewiesenen und wirtschaftlich nutzbaren Ölvorkommen. In Texas und an der amerikanisch-kanadischen Grenze läuft die Förderung bereits. Die angesehene amerikanische Erdöl-Unternehmensberatung IHS Cera schätzt die Produktionskosten im Schnitt auf erträgliche 50 Dollar für das Barrel.
  • Noch größere Ölvorkommen als im Schiefer vermuten Experten im Bereich der sogenannten Kerogene. Hierbei ist das Öl in fester Form in Erz gebunden; es lässt sich in einem komplizierten Prozess zu flüssigem Öl destillieren. IHS Cera spricht von potenziellen 800 Milliarden Barrel Kerogen-Rohöl weltweit. Diese Vorkommen sind allerdings wirtschaftlich noch nicht nutzbar – auch wegen der Umweltprobleme bei Produktion und Entsorgung der Erzschlacken.
  • Leichter lösbar scheinen die ökologischen und ökonomischen Probleme bei der Gewinnung von Erdöl aus Sänden und Sandstein. Die größten bekannten Vorkommen befinden sich in der kanadischen Provinz Alberta: 143 Milliarden Barrel sind es nach Feststellung des Energiekonzerns BP. Die Berater von IHS Cera gehen sogar von 169 Milliarden Barrel wirtschaftlich nutzbaren Erdöls aus, das sich zu Kosten von etwa 50 bis 75 Dollar fördern ließe.

Aus Sicht des Westens haben diese Ölquellen einen entscheidenden Vorteil: Ihre Herkunftsländer sind politisch krisenfester als die Opec-Staaten im Nahen Osten, das chaotische Venezuela und das autoritäre Russland. Weshalb die Erdöl-Weltkarte sich in den kommenden Jahren dramatisch ändern könnte.

Wenn die Bundesregierung dann auch noch für mehr Wettbewerb am Benzinmarkt sorgt, gehen die deutschen Autofahrer irgendwann sogar Ostern gern tanken.

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