Euro, Dollar, Pfund Wer die weichste Währung hat

Die Schuldenkrise hat dem Euro in diesem Jahr schwer zugesetzt. Aber der Dollar war auch nicht viel besser. Welche Währungen 2011 am meisten zugelegt haben - und welche abgestürzt sind. Eine Übersicht.

Die USA und die Euro-Zone sind die beiden wichtigsten Währungsräume der Welt. Doch für Anleger sind Dollar und Euro ein heißes Pflaster. Im laufenden Jahr geht es am Devisenmarkt turbulent zu: Erst verunsicherten die USA die Welt mit einem langen Streit um die staatliche Schuldenobergrenze, die letztlich mitentscheidend für eine Ratingherabstufung durch Standard & Poor's war. Dem Dollar setzte das gehörig zu. Im Verhältnis zum Euro allerdings konnte die US-Währung lange zulegen, weil sich Investoren vor den Schulden der Euro-Staaten noch stärker fürchteten als vor denen der USA. Wie Euro und Dollar gegenüber anderen Devisen dastehen und welche Währungen besonders stark aufgewertet haben, lesen Sie auf den folgenden Seiten.Alle Kursangaben zeigen die Veränderung seit Jahresanfang; Quelle: Bloomberg. Quelle: dpa
Rand (Südafrika) Südafrika lebt von seinen Bodenschätzen. Von der Fußball-WM vor drei Jahren konnte das Land kaum nachhaltig profitieren – lediglich 0,3 Prozent trug das Spektakel zum BIP bei. Viele Städte kämpfen bis heute noch mit den Schulden, die sie für den Bau von Stadien und Infrastruktur auf sich nahmen. Der Rand galt 2010 noch als stark überbewertet. Nachdem er jedoch 2011 deutlich nachgegeben hatte, nutzten einige Investoren den niedrigen Kurs wieder zum Einstieg. Seitdem gibt der Kurs im Vergleich zum Euro weiter nach.Euro / Rand (sechs Monate): + 6,8 Prozent
Lira (Türkei)Ein Korruptionsskandal im Umfeld des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan droht auf die Wirtschaft des Landes durchzuschlagen. Die Ratingagentur Fitch erklärte, die Vorwürfe hätten keinen sofortigen Einfluss auf die aktuelle Bewertung der Kreditwürdigkeit mit "BBB-". Eine länger anhaltende Unsicherheit könne aber größeren Schaden anrichten. Investoren reagierten besorgt und zogen Kapital aus der Türkei ab.Euro / Lira (seit Jahresbeginn): + 20,6 Prozent Quelle: ap
Rupie (Indien)Viele Experten prophezeien Indien eine große Zukunft. Die Bevölkerung ist jung, das Wachstum stark, internationale Investoren strömen ins Land. 2010 wuchs das BIP um ganze zehn Prozent. Doch strukturbedingte Probleme bremsen den Aufstieg Indiens. 2012 konnte das bevölkerungsreichste Land ihr prognostiziertes Wachstum von 5,9 Prozent nicht erreichen. Im Gegenteil: Mit knapp fünf Prozent verschätzten sich die Verantwortlichen gehörig. So oder so bräuchte das Land zweistellige Wachstumszahlen, um der explodierenden Bevölkerungszahl Arbeitsplätze in entsprechender Höhe anbieten zu können. Dafür allerdings müssten bürokratische Hemmnisse abgebaut und die Infrastruktur modernisiert werden.Euro / Rupie (sechs Monate): + 0,6 Prozent Quelle: Reuters
Zloty (Polen)Polen gehört sein 2004 zur Europäischen Union. Den Euro allerdings hat das wirtschaftliche aufstrebende Land bislang nicht. Die Probleme der Euro-Krisenländer dürften die Vorbehalte der polnischen Bevölkerung gegenüber der Gemeinschaftswährung noch verstärken – und das ist entscheidend. Denn wenn es nach Ministerpräsident Donald Tusk geht, sollen die polnischen Bürger in einem Referendum über die Einführung entscheiden. Prognosen zeigen jedoch, dass die Mehrheit ihre Landeswährung, den Zloty, behalten will.Euro / Zloty (sechs Monate): + 1,9 Prozent Quelle: Reuters
Real (Brasilien)Bis 1999 wurde der brasilianische Real noch von der Zentralbank Brasiliens kontrolliert, mittlerweile wird er auf dem freien Kapitalmarkt gehandelt. Brasilien gilt als Musterland des südamerikanischen Kontinents. Das haben mittlerweile auch viele deutsche Unternehmen erkannt, etwa BMW oder VW, die große Hoffnungen in das Land setzen. Auch langfristig stehen die Zeichen auf Wachstum. 2014 findet in Brasilien die WM statt, nur zwei Jahres später werden in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele ausgetragen; die beiden Mega-Events dürften weitere Investoren ins Land holen. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach zwei schwächeren Jahren 2013 voraussichtlich um knapp vier Prozent steigen. Zum Vergleich: Deutschland rechnet im kommenden Jahr mit einem Anstieg des BIP zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.Euro / Real (sechs Monate): - 2,9 Prozent Quelle: Reuters
Peso (Mexiko)Mexiko hängt am Tropf der USA. 80 Prozent des Exports gehen nämlich an den Nachbarn im Norden. Zwar leidet das Land an hoher Arbeitslosigkeit und den weiter eskalierenden Drogenkriegen, doch die Wirtschaft wächst trotzdem seit Jahren solide, wenn auch mit abnehmender Geschwindigkeit. 2013 soll das Bruttoinlandsprodukt Mexikos um 3,5 Prozent steigen. Wenn der Peso aufwertet, sind die Dollar, die ihnen die Gringos aus dem Norden überweisen, immer weniger wert. Mitte des vergangenen Jahres verlor der Pesos im Vergleich zum Euro massiv an Wert, seitdem erholt sich die mexikanische Währung kontinuierlich.Euro / Peso (sechs Monate): - 4,8 Prozent Quelle: ap
Forint (Ungarn)Während der Finanzkrise wertete die ungarische Währung dramatisch ab. Viele Ungarn konnten die höheren Hypothekenraten deshalb nicht mehr zahlen. Die Ratingagentur Moody's setzte die Bonität des Landes auf Ramschstatus. Mit der Herabstufung gelten Staatsanleihen des Landes nicht mehr als sichere Geldanlage, sondern als spekulativ. Unter  deutschen Unternehmen wächst die Unzufriedenheit mit der Wirtschaftspolitik Ungarns. Nahezu jede dritte dort ansässige Firma aus der Bundesrepublik würde sich inzwischen ein anderes Land für ihre Investitionen aussuchen. Zudem hat sich Premier Viktor Orbán mit seinen Nazi-Vorwürfen gegenüber Kanzlerin Angela Merkel hierzulande keine Freunde gemacht.Euro / Forint (sechs Monate): + 3,7 Prozent Quelle: Bloomberg
Peso (Argentinien)Gegenüber dem Euro wertet der argentinische Peso, bis auf wenige Ruhephasen, seit Jahren ab. Die Schwäche der Währung hilft der Regierung. Die Machthaber in Buenos Aires schützen damit die einheimische Industrie, die international wenig wettbewerbsfähig ist. Inländische Produkte, Löhne und Dienstleistungen sind billig, Importwaren haben wenig Chancen. Die Inflationsrate lag 2012 bei über zehn Prozent. Das Land ist seit 1985 einer der größten Dauerkreditnehmer beim IWF.Euro / Argentinischer Peso (sechs Monate): + 8,8 Prozent Quelle: ap
Dollar (Kanada)Das nordamerikanische Land verfügt über riesige Rohstoffvorkommen und zählt zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Die Wirtschaft ist gesund, die Verschuldung hält sich im Gegensatz zum Nachbarn im Süden noch in Grenzen (rund 88 Prozent des BIP). Nachdem der Kanadische Dollar sich Mitte bis Ende vergangenen Jahres gegenüber dem Euro erholt hatte, ging es zuletzt wieder in die Gegenrichtung.Euro / Kanadischer Dollar (sechs Monate): + 3,8 Prozent Quelle: Notenbank Kanada
Krone (Schweden)Während viele europäische Staaten unter Schulden und schwachem Wachstum leiden, boomt die schwedische Wirtschaft. Allerdings sieht die EU-Kommission in den Nordländern Dänemark, Schweden und Finnland die Gefahr von Immobilienblasen aufziehen. Ein attraktiver Hafen für Anleger ist Schweden jedoch kaum, da der Anlageraum schlicht zu klein ist.Euro / Schwedische Krone (sechs Monate): - 0,8 Prozent
Rubel (Russland)Die politischen Querelen in Russland sind immer wieder Thema in den demokratischen Staaten Europas. An den wirtschaftlichen Beziehungen änderte das in der Vergangenheit nichts, schließlich ist das Land einer der größten Öl- und Gasexporteure der Welt – und Europa, vor allem Deutschland, auf Lieferungen angewiesen. Allerdings stehen Russland in Zukunft große Herausforderungen bevor. Denn mittels der Fracking-Methode machen sich die USA und auch Europa immer unabhängiger von den Rohstofflieferungen. Außerdem wird das Gesamtangebot für Erdgas auf dem Weltmarkt steigen, was auf die Preise drücken dürfte. Russland muss nun versuchen sein Wachstum von Gas und Öl unabhängiger zu machen. Derzeit generieren Rohstoffe immerhin knapp 50 Prozent des jährlichen BIPs.Euro / Rubel (sechs Monate): + 6,1 Prozent
Dollar (Neuseeland)Die Wirtschaft Neuseelands hat sich nach dem Einbruch im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise wieder erholt, der Staatshaushalt ist vergleichsweise solide finanziert, was die Währung grundsätzlich stärkt. Außerdem haben durch die Schuldenprobleme in der EU und den USA vor allem asiatische Investoren ihre Bestände an US-Dollar in Neuseeland-Dollar – oder Kiwi-Dollar, wie die Einheimischen ihre Währung liebevoll nennen – umgeschichtet. Trotz dieser Umschichtung bleibt der Neuseeland-Dollar hinter der jüngsten Kursentwicklung des Euro zurück.Euro / Neuseeländischer Dollar (sechs Monate): + 1,0 Prozent
Krone (Dänemark)Die Dänen hängen an ihrer Krone, haben ihren Wert jedoch an den des Euro gekoppelt. Das schützt die Dänen vor Währungsschwankungen und verhindert eine allzu starke Aufwertung, die den Aufschwung des Landes gefährden würde. Auf den nervösen Finanzmärkten gilt Dänemark – so wie die anderen skandinavischen Länder – als sichere Bank. Die Investoren nehmen auf der Suche nach solchen Anlagemöglichkeiten beim Kauf dänischer Anleihen sogar leichte Realverluste in Kauf. So bekommt der Euro-Verweigerer Dänemark bei seinen Anleiheauktionen häufig mehr geliehen, als er seinen Gläubigern am Ende inflationsbereinigt zurückzahlen muss. Euro / Dänische Krone (sechs Monate): - 0,1 Prozent Quelle: Notenbank Dänemark
Krone (Norwegen)Der Schweizer Franken ist längst nicht mehr der sichere Aufwertungskandidat, der er einst war. Dementsprechend suchen Investoren nach Alternativen. Sie werden bei der norwegischen Krone fündig. Das skandinavische Land ist fundamental gesehen ein Musterschüler. Es hat seit Jahren Haushaltsüberschüsse. Das liegt vor allem an den sprudelnden Einnahmen aus der Ölindustrie.Euro / Norwegische Krone (sechs Monate): + 2,2 Prozent Quelle: Notenbank Norwegen
Dollar (Singapur)Singapur hat sich zu einem der wichtigsten Finanzplätze der Welt entwickelt. Dabei profitiert der autoritär regierte Stadtstaat von seiner Nähe zu China – die Wachstumsraten sind sogar noch höher als im Reich der Mitte. Die Währung – der Singapur-Dollar – hat Anfang des Jahres ein 12-Monats-Tief von unter 0,60 Euro erreicht, konnte sich danach aber ein bisschen erholen.Euro / Singapur-Dollar (sechs Monate): + 3,3 Prozent Quelle: Notenbank Singapur
Dollar (Australien)Australien hat die Krise vergleichsweise gut überstanden. Das Land ist reich an Rohstoffen und profitiert von der starken Nachfrage aus China – und ist zum Teil sogar davon abhängig. Seit 18 Jahren wächst die Wirtschaft ohne Unterbrechung. Von Vorteil ist auch, dass Australien vergleichsweise wenig Berührungspunkte mit der europäischen sowie amerikanischen Wirtschaft hat und somit weitgehend von deren Krisen unbeeindruckt bleibt. Diese Unabhängigkeit nutzen vor allem konservative Anleger für sichere Investments. Euro / Australischer Dollar (sechs Monate): + 7,0 Prozent Quelle: Reuters
Franken (Schweiz)Der Schweizer Franken gilt als eine der letzten harten Währungen der Welt, als sichere Reserve für Investoren. Das hat dem Franken zur Hochzeit der Finanz- und Schuldenkrise so viel Zulauf beschert, dass die Schweizer Unternehmen erhebliche Wettbewerbsnachteile erlitten und Touristen die Schweiz mieden. Der Schweizer Nationalbank (SNB) wurde es irgendwann zu viel. Sie versuchte die Rally erst mit Liquiditätsspritzen für die Märkte zu stoppen. Als das nicht funktionierte, koppelte sie die Landeswährung an den Euro. Sie werde keine Kurse unter 1,20 Franken je Euro zulassen, erklärte die SNB. Die Maßnahme war erfolgreich.Euro / Franken (sechs Monate): + 4,5 Prozent
Dollar (Hongkong)Dem Hongkong-Dollar kommt große Bedeutung im internationalen Handel mit China zu. Die Währung der chinesischen Sonderverwaltungszone zählt zu den zehn am meisten gehandelten auf der Welt. Dennoch fordert der bekannte Investor Jim Rogers seit Jahren die Abschaffung des Hongkong-Dollar zugunsten des Yuan. Getan hat sich bislang nichts. Euro / Hongkong-Dollar (sechs Monate): - 0,1 Prozent Quelle: dpa
Dollar (USA)Der Haushaltsstreit zwischen Präsident Obama und den Republikanern ist nach wie vor ungelöst, seitdem heißt es in den USA: sparen, sparen, sparen. Während des sogenannten „Sequesters“ werden bis Ende September 85 Milliarden Dollar eingespart, mal hier, mal da, ohne irgendeinen Plan. Sollten sich beide Parteien nicht einigen, geht das Spiel immer so weiter. Gut, dass die Vereinigten Staaten einen Währungshüter wie Ben Bernanke haben. Mit seiner lockeren Geldpolitik beruhigt der Fed-Chef die Märkte – und sorgt dafür, dass sich die Wirtschaft, trotz Sparmaßnahmen, erholen kann.Euro / US-Dollar (sechs Monate): - 0,2 Prozent
Pfund (Großbritannien)Großbritannien gehört zur EU – noch. Der Inselstaat isoliert sich in der Staatsschuldenkrise immer mehr von der Euro-Gemeinschaft. Den Briten ist vor allem der Schutz der eigenen Marken und die Unabhängigkeit, besonders im Finanzsektor, wichtig. Gemessen am BIP ist die britische Volkswirtschaft die siebtgrößte der Welt, die drittgrößte in Europa. Nachdem die Wirtschaft in den Jahren 2008 und 2009 geschrumpft war, schreitet Großbritannien zwar langsam, dafür aber stetig voran. Für das Jahr 2013 erwarten die Volkswirte ein Bruttoinlandsprodukt von 2,5 Billionen Dollar. Mit Milliardensummen haben die Briten ihre maroden Banken vor dem Zusammenbruch bewahrt, was hat die Schulden ordentlich aufblähte; 2011 verdoppelte sich die Staatsverschuldung beinahe. Gegenüber den Krisenstaaten der Euro-Zone hat Großbritannien jedoch einen entscheidenden Vorteil: eine eigene Währung, die sich bequem abwerten lässt.Euro / Pfund (sechs Monate): + 5,7 Prozent
Yuan (China) China ist nach den USA und vor Japan die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Chinas jüngste Konjunkturdaten zeigen zwar, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, der befürchtete Einbruch wird aber ausbleiben. Das heiß diskutierte Szenario einer „harten Landung“ wird immer unwahrscheinlicher. Im Gegenteil. China geht mit seinen Unmengen an Devisen in Europa und Amerika kräftig auf Einkaufstour. Die jeweiligen staatlichen Schuldenprobleme ermöglichen den Chinesen einen günstigen Einstieg in die Unternehmen. Im Vergleich zum Euro wertete der Yuan zuletzt auf.Euro / Yuan (sechs Monate): - 1,8 Prozent
Yen (Japan) Japans Premier Shinzo Abe setzt seit seinem Amtsantritt vor sechs Monaten auf eine beispiellose Geldschwemme. Die Notenpresse rotiert unaufhörlich, bis 2015, so das Ziel der „Abenomics“, soll sich die im Umlauf befindliche Geldmenge verdoppeln – und die Dauerkrise des Landes endgültig beendet sein. Der Yen wertet massiv ab – ein Ende ist nicht in Sicht.Euro / Yen (sechs Monate): - 24,8 Prozent
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