Europäische Währungshüter EZB wird Anleihenkäufe wohl verlängern

Die umstrittenen Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank sollen über den März 2017 verlängert werden. Dafür hat sich offenbar der Rat der EZB ausgesprochen. Eine offizielle Bestätigung gibt es aber noch nicht.

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Die Währungshüter erwerben seit März 2015 Staatsanleihen der Euro-Länder, um die Wirtschaft anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anzuheizen. Quelle: dpa

Frankfurt/Berlin Die EZB steuert laut Notenbankkreisen auf eine Verlängerung ihrer umstrittenen Anleihenkäufe über den März 2017 hinaus zu. Es werde zudem ausgelotet, ob nach der Zinssitzung am 8. Dezember ein Signal für ein mögliches späteres Ende der Käufe gegeben werden solle, sagten mehrere mit den Diskussionen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es gebe auch die Vorstellung, dass zusammen mit einer Verlängerung signalisiert werden müsse, dass die Transaktionen nicht ewig fortgesetzt würden, so einer der Insider. „Wir sprechen nicht über ein Abschmelzen. Wir sprechen über ein Signal.“

Einem weiteren Insider zufolge könnte es für ein solches Zeichen eine Mehrheit im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) geben. Eine Diskussion über ein Herunterfahren der Käufe habe es aber bisher nicht gegeben. Manche Befürworter einer Verlängerung würden die Sorge haben, dass ein Signal für künftig geringere Transaktionen zu einem ungünstigen Zeitpunkt Marktschwankungen verstärken könnten. Positive Wirkungen des Programms würden dann womöglich geschmälert.

Die EZB lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

Die Währungshüter erwerben seit März 2015 Staatsanleihen der Euro-Länder, um die Wirtschaft anzukurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anzuheizen. Das vor allem in Deutschland umstrittene Kaufprogramm ist – weitere Wertpapiere wie Firmenbonds und Hypotheken-Papiere eingeschlossen – insgesamt auf 1,74 Billionen Euro angelegt. Es soll nach bisheriger Planung noch bis mindestens Ende März 2017 laufen.

Selbst Ratsmitglieder, die weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft skeptisch sähen, hätten akzeptiert, dass wegen politischer Unsicherheiten und schwacher Inflationsdaten eine Verlängerung unausweichlich sei, so die Insider. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent als Optimalwert für die Wirtschaft an. Im November waren die Verbraucherpreise aber nur um 0,6 Prozent gestiegen.

Mit der Frage, wie genau die Fortsetzung der Käufe strukturiert werden solle, werde noch gerungen. In den vorbereitenden Arbeiten der zuständigen Experten für die Sitzung am 8. Dezember sei es viel um eine Beibehaltung des aktuellen monatlichen Kaufvolumens von 80 Milliarden Euro für weitere sechs Monate gegangen. Es gebe aber auch Stimmen, die eine Verlängerung mit geringeren Monatskäufen, etwa von 60 Milliarden Euro für neun Monate, favorisierten. Ein Kompromissvorschlag könne in einem Hinweis bestehen, dass die Transaktionen nicht ewig fortgesetzt würden. Den Notenbankkreisen zufolge sieht eine weitere Option vor, keine monatlichen Volumina zu nennen und diese im Kern von der Wirtschaftsentwicklung abhängig zu machen.

Den Insidern zufolge ist eine Entscheidung für den einzuschlagenden Weg bislang noch nicht gefallen. Auch seien vom EZB-Direktorium noch keine Vorschläge für die Zinssitzung an die 19 Notenbank-Gouverneure verschickt worden.

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