Eurostat-Zahlen Griechenland versprüht Hoffnung

Mit dem krisengeschüttelten Griechenland geht es langsam bergauf: Laut Zahlen der europäischen Statistiker wuchs das Haushaltsdefizit langsamer als gedacht. Allerdings hat Athen noch immer EU-weit die höchsten Schulden.

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Akropolis in Athen: Vier von fünf Deutschen glauben, dass die Eurokrise noch nicht ausgestanden ist. Quelle: dpa

Düsseldorf Für das krisengeschüttelte Griechenland gibt es neue Hoffnungsschimmer. Das Haushaltsdefizit wuchs im vergangenen Jahr weniger stark als erwartet und betrug 12,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das teilte das Europäische Statistikamt Eurostat am Mittwoch in Luxemburg mit. Der größte Teil resultierte aus Kapitalspritzen des griechischen Staates an kriselnde Banken, ohne die der Fehlbetrag auf 2,1 Prozent geschrumpft wäre (2012: 6,2 Prozent).

Allerdings wuchs Griechenlands Schuldenberg auch im vergangenen Jahr weiter und erreichte 175,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das war der Spitzenwert in der EU. Das hoch verschuldete Griechenland hat seit dem Jahr 2010 von internationalen Geldgebern zwei Hilfspakete über insgesamt 240 Milliarden Euro erhalten, diese laufen Ende des Jahres aus. Griechenlands Haushaltslage hat sich zuletzt gebessert. Anfang April hatte Griechenland seine teilweise Rückkehr an die Märkte gefeiert.

Bei der Defizit-Berechnung berücksichtigt Eurostat auch die Zinszahlungen Griechenlands für internationale Hilfskredite. Rechnet man diese aus der Staatsschuld heraus, spricht man von einem primären Haushaltsergebnis. Athen hat nach eigenen Angaben 2013 erstmals seit zehn Jahren wieder einen solchen primären Haushaltsüberschuss erzielt, der sich auf rund 1,5 Milliarden Euro belaufen soll. Offiziell bestätigt wurde dies bislang nicht, die EU-Kommission will am Mittag eigene Berechnungen der Geldgeber bekanntgeben.

Athen hofft, bei einem Primärüberschuss finanzielle Erleichterungen bei den Hilfskrediten zu erhalten wie etwa niedrigere Zinsen oder längere Zahlungsfristen. Die Euro-Finanzminister hatten dies im November 2012 in Aussicht gestellt. Das Athener Finanzministerium hofft bereits beim nächsten Treffen der Eurogruppe am 5. Mai auf erste Gespräche, eine Entscheidung dürfte aber erst im Herbst fallen.


Für die Deutschen ist die Eurokrise noch nicht vorbei

Insgesamt hat sich in den 18 Euroländern im vergangenen Jahr das öffentliche Defizit laut Eurostat von 3,7 Prozent im Jahr 2012 auf 3 Prozent des BIP verringert. In der gesamten EU sank es von 3,9 auf 3,3 Prozent. Im selben Zeitraum jedoch stieg der öffentliche Schuldenstand: im Euroraum von 90,7 auf 92,6 Prozent (Ende 2013), in der Gesamt-EU von 85,2 auf 87,1 Prozent.

Trotz sich mehrender Anzeichen auf ein Ende der Eurokrise sind die Deutschen mehrheitlich skeptisch: Vier von fünf Bundesbürgern (81 Prozent) sind davon überzeugt, dass die Eurokrise noch nicht ausgestanden ist. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Insa im Auftrag der „Bild“-Zeitung. Dagegen glauben nur sieben Prozent der Befragten, die Krise sei beendet. Sorgenvoll verfolgen viele Bundesbürger die Entwicklung in Griechenland. Nur 34 Prozent sehen das Land auf dem richtigen Weg. Hingegen sind 39 Prozent davon überzeugt, dass Griechenland sich nicht ernsthaft um Reformen bemüht, die das Land wieder zukunftsfähig machen.

„Für die überwältigende Mehrheit der Deutschen ist die Eurokrise noch nicht vorbei. Diese Befürchtung wird auch Einfluss auf die Wahlen zum Europäischen Parlament haben“, sagte Insa-Chef Hermann Binkert der Zeitung

Unterdessen wächst unter dem Eindruck der weltweiten Konjunkturerholung auch bei Europas Verbrauchern wieder die wirtschaftliche Zuversicht. In vielen EU-Länder hat sich die Verbraucherstimmung im ersten Quartal deutlich aufgehellt, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten EU-Konsumklimastudie des Marktforschungsinstituts GfK hervorgeht. Auch rechneten mehr EU-Bürger als am Jahresende 2013 mit leicht steigenden Einkommen. Dadurch seien sie wieder zu größeren Anschaffungen bereit. Der für 14 EU-Staaten ermittelte GfK-Konsumklimaindex stieg im ersten Quartal um 0,8 auf 8,4 Punkte.

Sorgenkind beim Konsumklima bleibe allerdings weiter Griechenland. Allerdings stabilisiere sich auch dort die Verbraucherstimmung. Am besten sei das Konsumklima weiterhin in Deutschland.

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