EZB-Chef Mario Draghi stellt geldpolitische Lockerung in Aussicht

Die Europäische Zentralbank könnte auf eine zusätzliche Lockerung ihrer Geldpolitik zusteuern. EZB-Präsident Mario Draghi bekräftigte entsprechende Überlegungen am Montag in Brüssel.

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Die höchsten Inflationen aller Zeiten
Turkmenistan, Januar 1992 - November 1993Währung: Manat Tägliche Inflationsrate: 5,71 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,7 TageQuelle: Institute for Applied Economics, John Hopkins University Baltimore Quelle: AP
Armenien, Oktober 1993 - Dezember 1994Währung: Rubel Tägliche Inflationsrate: 5,77 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,5 Tage Quelle: REUTERS
China, Oktober 1947 - Mitte Mai 1949Währung: Yuan Tägliche Inflationsrate: 14,1 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 5,34 Tage
Griechenland, Mai 1941 - Dezember 1945Währung: Drachme Tägliche Inflationsrate: 17,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 4,27 Tage
Deutschland, August 1922 - Dezember 1923Währung: Papiermark Tägliche Inflationsrate: 20,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 3,70 Tage
Republika Srpska, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,3 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage
Jugoslawien, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,6 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage Quelle: dpa

EZB-Präsident Mario Draghi will die Geldpolitik bei Bedarf weiter lockern. Die Europäische Zentralbank (EZB) stehe bereit, ihren Teil zu tun, sagte Draghi am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel. Die Notenbank werde die Folgen der niedrigen Ölpreise für die Lohnentwicklung und die Inflationserwartungen genau untersuchen. Zudem will die EZB prüfen, ob die jüngsten Börsenturbulenzen die Schlagkraft ihrer Geldpolitik bremsen - vor allem im Bankensektor. "Falls einer dieser zwei Faktoren Gefahren für die Preisstabilität enthält, werden wir nicht zögern zu handeln."

Zur Zinssitzung im März liegen der EZB neue Inflations- und Konjunkturprognosen ihrer Experten vor. Noch im Dezember hatte sie für das Gesamtjahr 2016 eine Inflationsrate von 1,0 Prozent veranschlagt. Diese Prognose wackelt wegen des Ölpreisverfalls inzwischen aber kräftig. Wird sie im März kassiert, würde dies Befürwortern einer noch lockeren Geldpolitik weitere Argumente liefern.

Die EZB peilt knapp zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Im Januar waren die Preise im Währungsraum aber nur um 0,4 Prozent angezogen. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und andere Ratsmitglieder halten es inzwischen sogar für möglich, dass die Teuerung im Frühjahr sogar wieder unter die Nulllinie rutscht.

"Seit Anfang Dezember hat eine allgemeine Verschlechterung der Marktstimmung um sich gegriffen," sagte Draghi. Seit Jahresbeginn sind die Aktienkurse in der Euro-Zone um 13 Prozent gefallen. "Bank-Aktien wurden besonders getroffen, sowohl global als auch in Europa." Sie büßten seit Jahresstart etwa 23 Prozent ein. Dies zeige die Empfindlichkeit der Branche, wenn sich die Aussichten für die Weltkonjunktur unerwartet abschwächten, so Draghi. Zuletzt hatte insbesondere die Konjunkturabkühlung in China Sorgen ausgelöst.

Die EZB liege zwar weit von ihrem Inflationsziel entfernt, räumte Draghi ein. Die Notenbank besitze aber eine Vielzahl von Instrumenten. "Wir geben nicht auf." So sei insbesondere das Anleihen-Kaufprogramm hinreichend flexibel, um es - wenn erforderlich - anzupassen. Mit ihrem inzwischen auf 1,5 Billionen Euro angelegten Programm wollen Draghi & Co erreichen, dass Geschäftsbanken weniger in Staatsanleihen investieren und stattdessen mehr Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben. Das würde die Konjunktur anschieben die niedrige Inflation anheizen. Der große Erfolg blieb allerdings bislang aus.

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