EZB Dreht Draghi an den Stellschrauben des Anleihekaufprogramms?

Die EZB könnte Insidern zufolge in der kommenden Woche Änderungen bei der Ausgestaltung ihres billionenschweren Anleihekaufprogramms besprechen. Eine Entscheidung könnte aber noch bis Dezember vertagt werden.

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Der Euro-Wächter startete die Staatsanleihen-Käufe im März 2015. Quelle: Reuters

Frankfurt Die EZB könnte Insidern zufolge auf ihrer Ratssitzung nächste Woche Änderungen an den Stellschrauben ihres billionenschweren Anleihen-Kaufprogramms besprechen. Eine Entscheidung könnte aber noch bis Dezember vertagt werden, sagten mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen zu Reuters. Dann würden die Euro-Wächter auch beschließen, ob sie die Käufe über das bisherige Auslaufdatum im März 2017 hinaus verlängern. Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnte eine Stellungnahme dazu ab.

Zu den Kompromissvorschlägen könnte den Insidern zufolge gehören, für eine gewisse Zeit vom Kapitalschlüssel für die Käufe abzuweichen. Dieser sorgt dafür, dass mehr Schuldtitel jener Länder erworben werden, die der EZB mehr Eigenkapital zur Verfügung stellen. Alle Notenbanken kaufen zudem ausschließlich Staatsanleihen ihrer Länder. Dies ist das Grundgerüst des Programms.

Da technische Veränderungen am Programm in hohem Ausmaß davon abhängen werden, ob es verlängert wird, treten viele Ratsmitglieder den Insidern zufolge für eine Verknüpfung der beiden Entscheidungen ein. "Die technischen Änderungen sind eng mit der geldpolitischen Änderung verknüpft und sollten zusammen unternommen werden", sagte ein Ratsmitglied. Für unwahrscheinlich halten Insider, dass die EZB den Kauf nach Kapitalschlüssel komplett abschafft. Das würde beispielsweise die Bundesbank ablehnen, die dem ganzen Staatsanleihen-Programm von Anfang an kritisch gegenüber stand.

"Den Kapitalschlüssel ganz abzuschaffen wäre sehr schwierig", sagte ein weiteres Ratsmitglied. "Das wäre ein PR-Desaster in Deutschland und würde nahelegen, dass wir den verschuldeten Ländern mehr helfen möchten". Die Frage sei, welches Ausmaß an Abweichung zu viel sei und den Charakter des Programms ändere. "Ich denke wir haben noch Spielraum," sagte der Notenbanker.

Die Euro-Wächter starteten die Staatsanleihen-Käufe im März 2015. Mit dem auf 1,74 Billionen Euro angelegten Programm, das auch andere Wertpapiere umfasst, wollen sie die Konjunktur im Währungsgebiet anschieben und die aus ihrer Sicht viel zu niedrige Inflation anheizen. Die EZB prüft aktuell, wie sie sicherstellen kann, dass sie auch weiterhin ihre Käufe im Umfang von monatlich 80 Milliarden Euro fortsetzen kann. Volkswirte hatten davor gewarnt, dass der EZB bald die kaufbaren Anleihen ausgehen könnten. Insbesondere bei Bundesanleihen könnte es knapp werden, da viele unter dem sogenannten Einlagensatz von minus 0,4 Prozent rentieren. Damit sind sie nach den EZB-Regeln nicht mehr kauffähig.

Zu den weiteren Vorschlägen könnte den Insidern zufolge auch gehören, in einem begrenzten Umfang Anleihen zu kaufen, deren Rendite unterhalb des Einlagensatzes von aktuell minus 0,4 Prozent liegt. Auch eine Erhöhung der Käufe pro Anleihe gehöre dazu. Aktuell kann die EZB bis zu 33 Prozent einer Emission erwerben. Für einige Anleihen könnte dies den Kreisen zufolge in Richtung 50 Prozent erhöht werden. Exotischere Optionen, wie der Kauf von notleidenden Krediten, würden nicht ernsthaft diskutiert, sagten die Insider. Den Notenbankkreisen zufolge ist aktuell noch nichts entschieden. Die Währungshüter kommen am 20. Oktober zu ihrer nächsten Zinssitzung in Frankfurt zusammen.

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