EZB-Geldpolitik Konsumexperte sieht Inflationsgefahr

Die Europäische Zentralbank gibt den Banken der Region viel billiges Geld. Das betrachtet Konsumforscher Rolf Bürkl mit skeptischem Blick. Auch zum Run der Verbraucher auf Immobilien hat er eine Prognose.

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Könnte der Wert des Geldes durch die Politik der EZB ins Schlingern kommen? Quelle: dpa

Nürnberg Das viele billige Geld der Europäischen Zentralbank (EZB) für Europas Banken könnte nach Ansicht des Konsumforschers Rolf Bürkl mittelfristig die Inflation in Deutschland anheizen.

„Es ist im Moment so, dass sich diese zusätzliche Geldmenge mehr oder weniger im Finanzbereich bewegt und weniger in Form von Investitionen und dergleichen in den realen Sektor übergeschwappt ist“, sagte der Konsumexperte des Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn diese Geldmenge natürlich in den realen Sektor überfließt, wird das sicherlich auch auf die Preise drücken.“

Die EZB will genau das vermeiden und hat deshalb stets betont, das Geld rechtzeitig wieder einzusammeln. Europas Währungshüter bieten den Geschäftsbanken derzeit Zentralbankgeld zu historisch niedrigen Zinsen an, um das Geschäft der Banken untereinander sowie das Kreditgeschäft in den Euro-Krisenländern anzukurbeln.

Für dieses Jahr sieht auch Bürkl noch keinen stärkeren Anstieg der Inflationsrate, zumal die Jahresteuerung zuletzt im Januar auf 1,7 Prozent gesunken ist. „Aber mittelfristig steckt hier schon ein Gefahrenpotenzial drin.“ Hohe Inflation gilt als Gift für das Konsumklima.

In Deutschland tragen die Ausgaben der Privathaushalte knapp 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Für 2013 rechnet die GfK mit einem Zuwachs um ein Prozent - auch dank der anstehenden Tarifrunden.

„Das Einkommen ist natürlich eine ganz wichtige Voraussetzung für den Konsum. Im Moment zeichnet sich ab, dass die Tariferhöhungen höher sein werden als die zu erwartende Inflationsrate in diesem Jahr, also dass es auch reale Einkommenszuwächse gibt“, erläuterte Bürkl. Dies werde die Verbraucherstimmung stützen.

„Der Konsum könnte auch dadurch wachsen, dass die Verbraucher noch weiter ihr Sparen einschränken“, sagte Bürkl. Allerdings liege die Sparquote schon auf einem sehr niedrigem Niveau, weil die durch die Finanzkrise verunsicherten Bürger auch wegen der niedrigen Zinsen ihr Geld lieber für teure Anschaffungen ausgäben.

Der Run auf Immobilien könnte im Übrigen wegen des knapper werdenden Angebots nachlassen, prognostizierte Bürkl. „Wenn es im Immobilienbereich nicht mehr oder nur noch zu stark überhöhten Kosten möglich ist, das Geld anzulegen, dann werden die Verbraucher vermutlich zu anderen größeren oder werthaltigen Anschaffungen tendieren. Das kann zum Beispiel im weitesten Sinne alles sein, was mit Gold zu tun hat.“

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