Fed US-Notenbank erhöht Leitzins nicht weiter

Die US-Notenbank Fed will weltweite Entwicklungen genau beobachten, wenn sie über den Zinssatz entscheidet. Zunächst lässt sie ihn dort, wo er ist. Die Börse reagiert wenig begeistert.

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US-Notenbank-Chefin Janet Yellen. Quelle: dpa

Die Entscheidung der US-Notenbank, den Leitzins zunächst nicht weiter zu erhöhen, ist zurückhaltend aufgenommen worden. Die Börse in New York reagierte mit Kursverlusten von etwa 200 Punkten. Der Schritt der Federal Reserve war erwartet worden.

Der Offenmarkt-Ausschuss der Fed beließ in seiner Januar-Sitzung den kurzfristigen Leitzins bei einer Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Für mögliche künftige Zinsschritte ließ sich die Fed die Tür offen.

Janet Yellen - die erste Frau an der Spitze der Fed
Janet Yellen galt als Favoritin für den Posten an der Spitze der US-Notenbank, seitdem der frühere Finanzminister Lawrence Summers Mitte September erklärt hatte, er stehe für das Amt des Fed-Vorsitzenden nicht zur Verfügung. Die 67-jährige Yellen gilt als enge Vertraute Ben Bernankes. Seit 2012 ist sie stellvertretende Vorsitzende der Fed. Quelle: AP
Hinsichtlich der Finanzkrise hat Janet Yellen eine weißere Weste als Summers. „Vielmehr noch hat Yellen frühzeitig die großen Gefahren der Finanzkrise erkannt und mit als erste davor gewarnt“, sagt Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank. Quelle: AP
Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington, war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco. Zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Quelle: REUTERS
Yellen ist eine ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin - ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Denn die Fed hat anders als etwa die EZB nicht nur den Auftrag, für stabile Preise zu sorgen, sondern auch für Vollbeschäftigung. Und sie koppelt ihre Zinspolitik an die Arbeitslosenquote, die mit über sieben Prozent zwar langsam fällt, aber noch immer auf einem für amerikanische Verhältnisse hohen Niveau liegt... Quelle: REUTERS
Die Fed versucht, die Lage mit massiven Konjunkturhilfen zu verbessern. Die Maßnahmen - etwa milliardenschwere Anleihe-Käufe - haben aber Nebenwirkungen für die Wirtschaft und sind daher umstritten. Die frühere Berkeley-Professorin Yellen betont, im Zweifelsfall eine höhere Inflation für eine niedrigere Arbeitslosenquote in Kauf zu nehmen. Quelle: AP
Yellen ist in der fast 100-jährigen Geschichte der Zentralbank die erste Frau an der Spitze. Sie steht für eine Fortsetzung der ultra-lockeren Geldpolitik Bernankes. Mit ihr dürfte die Fed Experten zufolge noch länger auf Konjunkturhilfen setzen und eine Zinserhöhung auf die lange Bank schieben. Quelle: dpa
Yellen gilt als konsens-orientiert, loyal und uneitel. Stets hat sie in ihrer langjährigen Laufbahn in der Fed alle Beschlüsse der Führung mitgetragen und sich nicht ins Rampenlicht gedrängt. Quelle: REUTERS

Die Notenbank erklärte, es werde auch in Zukunft höchstens kleine Zinsschritte geben. „Der Ausschuss glaubt, dass die wirtschaftlichen Entwicklungen sich in einer Art zeigen, die nur graduelle Erhöhungen rechtfertigen wird.“ Der Zinssatz werde für einige Zeit unterhalb dessen bleiben, was längerfristig gelten werde.

Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Notenbank im laufenden Jahr weniger als die erwarteten vier Zinsschritte unternimmt.

An diesem Freitag werden in den USA die Wachstumszahlen für das vierte Quartal 2015 vorgelegt, das lässt weitere Rückschlüsse auf die Politik der US-Notenbank zu. Zuletzt hatten die Daten vom Arbeitsmarkt positiv gestimmt, Exporte und Inflation waren jedoch schwach.

„Die Inflation wird in naher Zukunft gering bleiben“, heißt es in einem Statement der Fed, und werde sich erst mittelfristig erholen. „Der Ausschuss beobachtet genau weltwirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen und beurteilt deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Inflation.“

Die Fed hatte im Dezember erstmals nach sieben Jahren das Zinsniveau leicht um 0,25 Punkte angehoben und damit ein Ende der Ära besonders billigen Geldes eingeleitet. Kritiker wandten ein, die Entscheidung komme angesichts der weltwirtschaftlichen Lage zu früh.

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