Forschungsstudie Weltbevölkerung zweifelt am Kapitalismus

Weltweit nimmt das Vertrauen in eine freie Marktwirtschaft ab, ebenso wie die Zufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage. Deutschland gehört in beiden Fragen zu den Ausnahmen - steht aber nicht ganz an der Spitze.

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In Deutschland ist Misstrauen gegenüber dem Kapitalismus eher die Ausnahme. Quelle: dapd

Washington/New York Die Zuversicht in die Weltwirtschaft nimmt immer weiter ab. Einer aktuellen Umfrage des renommierten Pew-Forschungszentrums zufolge haben die Krise von 2008 und ihre Folgen auf der ganzen Welt auch das Vertrauen in den Kapitalismus massiv untergraben.

Von den mehr als 26.000 Befragten in 21 Ländern ist nur noch rund jeder Vierte (27 Prozent) mit der Wirtschaftslage seines Heimatlandes zufrieden. Die einzigen vier Länder, in denen sich noch eine Mehrheit positiv über die heimische Wirtschaft äußert, sind China (83 Prozent) und Deutschland (73 Prozent) sowie Brasilien (65 Prozent) und die Türkei (57 Prozent). Weniger als ein Drittel der Amerikaner halten ihre Wirtschaft für solide, in Japan sind es nur sieben Prozent.

So sind die Deutschen trotz der Eurokrise im weltweiten Vergleich mit ihrer wirtschaftlichen Situation sehr zufrieden. In der Studie meinten 74 Prozent der befragten Bundesbürger, ihre persönliche Lage sei gut. Von einer guten Situation des Landes sprachen 73 Prozent. Vor vier Jahren, als die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg ihren Anfang nahm, lagen die Werte noch bei 67 Prozent und 53 Prozent.

Von den 21 aufgeführten Ländern ist die persönliche Bilanz nur in Brasilien besser, auf nationaler Ebene sind lediglich die Chinesen mit der Wirtschaft zufriedener als die Deutschen.

Richtig düster ist die Laune dagegen in Griechenland. Nur 17 Prozent der Befragten sprachen hier von einer guten persönlichen Situation. Gerade mal 2 Prozent bewerteten die Wirtschaftssituation des Landes als gut. Auch die Euro-Sorgenkinder Italien und Spanien kamen in der Einschätzung zur Lage der Nation auf jeweils 6 Prozent.

Insgesamt falle auf, dass die Menschen rund um den Globus dem Kapitalismus teils deutlich skeptischer gegenüberstehen als in den Vorjahren, so die Pew-Studie. In vielen Ländern sage nur noch rund die Hälfte der Bevölkerung, dass es den meisten Menschen in einer freien Marktwirtschaft bessergehe.

Besonders negativ ist die Stimmung in Mexiko und Japan, aber auch in den europäischen Krisenländern Italien und Spanien sowie in Polen sind die Zustimmungsraten gesunken. Deutschland erzielt hier mit 69 Prozent den zweithöchsten Wert nach China, mehr noch als das „Mutterland“ des Kapitalismus USA. Seit 2007 ist der Wert in der Bundesrepublik sogar noch um 4 Prozentpunkte gestiegen. Vor zwei Jahren lag er sogar noch bei 73 Prozent.

Allerdings zeigt die Umfrage auch einen großen Unterschied zwischen der Stimmung in den Industrieländern und aufstrebenden Wirtschaftsmärkten wie China, Brasilien oder Indien angesichts dieser Lage. Menschen in den Schwellenländern machten sich weit mehr Sorgen über die Wirtschaft und die Zukunft ihrer Kinder als Europäer und Amerikaner, heißt es in der Umfrage.

Für die Umfrage wurden im Frühling 26.210 Menschen in 21 Ländern befragt. Die Fehlerquote, die von Land zu Land unterschiedlich ist, liegt bei 3,2 bis 5,2 Prozentpunkten.

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