Die Nationalstaaten werden die EZB wohl nicht bremsen. Schließlich würden Sie Inflation befürworten, da so ihre Schuldenlast verringert wird.
Von einer Inflation profitieren vor allem die Besitzer von Sachwerten, also Immobilien, Schmuck oder Kunstwerke, sowie all jene, die hoch verschuldet sind. Die Regierungen werden also der EZB keinen Einhalt gebieten, das sehe ich ähnlich. Sie verstärken sogar den Vertrauensverlust in die Währung noch, da sich auch die Politik seit jeder schwer tut, solide zu haushalten und das Geld, welchen in Krisenzeiten ausgegeben wird, bei einem Aufschwung wieder einzusammeln.
Heißt das alles, dass Sie ein Scheitern des Euro nach wie vor für möglich halten?
Die Gefahr besteht. Irland hat sich gemacht, da ist die Krise wirklich überstanden und die Weichen für eine gesunde Zukunft sind gestellt. Im Mittelmeer-Raum sieht das anders aus. Dort sind viele Staaten hoch verschuldet und die Wirtschaft erholt sich, wenn überhaupt, nur sehr langsam. Und vergessen Sie Frankreich nicht. Die Franzosen haben große Schwierigkeiten und scheinen nicht bereit, die dringend nötigen Reformen umzusetzen. Das Problem: Anders als Griechenland ist die Verschuldung zu groß um von den anderen Euro-Ländern getragen zu werden.
Muss Deutschland alles versuchen, also koste es, was es wolle, um den Euro zu retten?
Das ist eine politische Frage. Wirtschaftlich ist die Lage ziemlich einfach vorherzusehen. Sollte die Euro-Zone auseinanderbrechen und Deutschland zur D-Mark zurückzukehren, wird das die Nationalwährung massiv aufwerten. Ich glaube aber, dass Deutschlands Wirtschaft und seine Produkte stark genug sind, um weiter exportieren zu können. Griechenland aber, und das Land steht hier stellvertretend für die Krisenländer, wäre Bankrott. Schließlich würden ihre Schulden durch den Währungswechsel dramatisch ansteigen. Das Land würde hohe Inflation erleben, wenn es nicht aufpasst, gar Hyperinflation.
Die zweite Frage ist: Kann Griechenland, sollte es die Euro-Zone verlassen, Mitglied in der Europäischen Union bleiben? Ich denke nicht. Denn die eigene Wirtschaft könnte sich nur erholen, wenn sich das Land gegen Konkurrenten abschottet. Heute finden sie in den griechischen Supermärkten Müllermilch-Produkte, statt griechischen Joghurt. Das ändert sich nicht, wenn Griechenland weiterhin am europäischen Binnenmarkt teilnimmt.
Griechenland wäre also der größte Verlierer eines Euro-Ausstiegs?
Ja. Eine Drachme-Rückkehr wäre für die Griechen ein Schock. Sie sind in den vergangenen 20 Jahren zu einem westeuropäischen Land geworden. Die Orientierung stände zur Debatte. Das wissen die Griechen. Deswegen wollen sie auch im Euro-Raum bleiben. Es geht da um wirtschaftliche Fragen, aber auch um die Identifizierung mit Westeuropa.
Wie soll sich Deutschland in der Schuldenkrise verhalten?
Die Bundesregierung muss die Führung, die ihr aus rationalen Gründen zukommt, übernehmen und steuern. Das heißt nicht, dass Deutschland nun für alle zahlen soll. Die Große Koalition, die langsam zustande kommt, könnte die Balance zwischen Haushaltsdisziplin und finanzielle Anreize für die Wirtschaft ganz gut verkörpern. Und den Bürgern rufe ich zu: Packt nicht all euer Geld auf das Sparkonto und in festverzinste Anlagen. Das ging schon einmal schief. Gönnt euch ein bisschen Freude und geht shoppen! Die Deutschen sollen konsumieren. Das hilft der Lage in der gesamten Euro-Zone – und es macht Spaß.
Und wer zweifelt, kann ja immer noch Gold kaufen.
Das wäre auf jeden Fall besser, als Bargeld im Sparstrumpf zu verstecken. Gold ist haltbar, es ist tragbar und es hat immer einen Gegenwert gehabt. Vor allem aber ist Gold endlich. Diese Tatsache alleine führt zu mehr Disziplin bei den Ausgaben.
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