Seit über 40 Jahren treffen sich Spitzenpolitiker, hochrangige Vertreter der Wirtschaft und Wissenschaftler in Davos, um nach Lösungen für die drängendsten Probleme der Weltwirtschaft zu suchen. Dieses Jahr werden 2500 Teilnehmer erwartet. Die Vorstellung, dass 2500 Personen, und seien sie noch so klug und hochrangig, in vier Tagen die Welt retten, ist natürlich abenteuerlich. In den vergangenen Jahren ist auch nicht viel bei den Foren herausgekommen. In erster Linie geht es den Teilnehmern wohl um die Pflege der eigenen Netzwerke. Insofern konnte man (zurecht) nur wenig Konstruktives vom Weltwirtschaftsforum erwarten.
Dennoch sieht es dieses Mal etwas anders aus. Vielleicht sollte das Forum einmal liefern. Denn wie aus einer gerade vom World Economic Forum (WEF) veröffentlichten Umfrage hervorgeht, werden die Risiken für die Welt und die Weltwirtschaft in diesem Jahr als besonders hoch eingeschätzt – Terror, das Flüchtlingsproblem, die Klimaveränderung und die Schwäche der Schwellenländer, namentlich der BRICS sind die wesentlichen Treiber dieser Risiken. Hinzu kommen bedenkliche Arbeitsmarktprognosen – besonders aus Sicht junger Menschen.
Diese 10 Länder werden die weltbesten Talente anwerben
Finnland
Wenig überraschend ist es bei dem Pisa-Dauersieger aus dem hohen Norden das Bildungssystem, das das Land in den Augen der Studien-Autoren zur Weltspitze gehören lässt.
Kanada
Ein herausragendes Bildungssystem sorgt in dem Land dafür, dass sowohl für Einwanderer wie für ursprüngliche Kanadier die soziale Mobilität besonders hoch ist.
Norwegen
Wie bei allen Skandinaviern sorgen auch bei Norwegen vorbildliche soziale Durchlässigkeit und eine hervorragende Gleichstellung der Geschlechter für einen vorderen Platz.
Großbritannien
Das Königreich ist aus zwei Punkten interessant: Zum einen, weil es bei keinem der untersuchten Punkte außerordentlich gut ist, sondern eher durch konstante Unauffälligkeit auffällt. Zum anderen, weil es dem Land besser gelingt, junge Talente von außen anzulocken, als dem eigenen Nachwuchs besonders attraktive Entwicklungschancen zu bieten. Das Königreich ist gut im integrieren von ausländischen Talenten, aber schlecht bei der Durchlässigkeit des eigenen Bildungssystems.
Schweden
Nahezu Gleichberechtigung, gute soziale Durchlässigkeit und hohe Aufgeschlossenheit und Fremdsprachenkompetenz der Bevölkerung, sind die Werte, die Schweden weit nach oben in dem Ranking spülen.
Dänemark
Obwohl derzeit eher durch rechtspopulistische Eigentümelei auffallend, bescheinigen die Studien-Autoren dem skandinavischen Land eine hohe Attraktivität für die großen Talente dieser Welt. Unangefochtener Spitzenreiter ist das Land beim Thema soziale Durchlässigkeit.
USA
Das erste Nicht-Zwergenland unter den Top 10. Den USA kommt bei der vorliegenden Studie vor allem ihre beispiellose Landschaft an Elite-Universitäten zu Gute. Zudem hätten die USA es verstanden, vor allem jene Ausländer auf Dauer in den Arbeitsmarkt zu integrieren, von denen das Land profitiere.
Luxemburg
Wenn auch unter europäischen Politikern nicht mehr sonderlich beliebt, schneidet der Zwergenstaat gut ab. Begründung: Luxemburgs Arbeitsmarkt sei für Menschen aus aller Welt hervorragend geöffnet, das Wirtschaftsmodell sei nachhaltig erfolgreich.
Singapur
Der Stadtstaat überzeugt die Studien-Autoren vor allem durch die Möglichkeiten, die er Wachstumsbranchen bietet und seine Aufgeschlossenheit gegenüber Expats. Große Schwäche: Das mäßig demokratisch regierte Land schafft es nicht, die eigenen Einwohner hervorragend auszubilden. Was angesichts des Angebots an hochqualifizierten Expats womöglich ein Anreizproblem ist.
Schweiz
Das Ergebnis scheint angesichts des Werts der gesellschaftlichen „Offenheit“ zunächst paradox. Doch hier stellen die Studien-Autoren fest: Scheinbar negative Entwicklungen wie das Referendum zur Begrenzung der Einwanderung hätten bisher kaum praktische Folgen. Stattdessen beeindrucke die Schweiz durch ein sehr gutes und durchlässiges Bildungssystem, seine gute Berufsausbildung und die gute soziale Mobilität. Aufholbedarf hat das Land allein beim Thema Frauen in Führungspositionen – hier landet die Schweiz unter 109 Ländern auf Platz 76.
Und in der Tat bedrohen diese Probleme nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung in vielen Entwicklungsländern, die von Gewalt betroffen sind, sondern drohen auch die politische Ordnung in den reichen Zielländern zu destabilisieren. Die liberale Ordnung wird immer mehr von Nationalismen und dem Ruf nach Schutz vor ausländischer Konkurrenz (durch Handel oder durch Wanderung) bedroht. Die Diskussion in Deutschland kann als Zeugnis dafür genauso wie die jüngsten Regionalwahlen in Frankreich oder die Entwicklungen in Polen seit der dortigen Parlamentswahl dienen. Europa droht sogar eine Spaltung.
Vor diesem Hintergrund und in Kenntnis der Folgen ähnlicher Situationen in der Historie sollte man doch erwarten, dass die Menschheit heute klüger ist als im 20. Jahrhundert und die aufkommenden Xenophobien und Gewaltorgien im Keim erstickt – und zwar auf dem Verhandlungswege. Es zeigt sich zunehmend, dass sich niemand mehr erfolgreich von allen Problemen der Welt abschotten kann. Ob Crash in China, Flüchtlingsdrama oder Terrorismus – alle Welt ist betroffen. Simple Strategien wie die von Frau le Pen und der AfD vorgeschlagene (Grenzen zu, Ausländer raus) verfangen nicht, dennoch fallen viele darauf herein.
Dies mag damit zu tun haben, dass auch die politischen Entscheidungsträger mit legitimierter Gestaltungsmacht vor allem simple Argumentationsmuster vortragen und einfache Lösungen verfolgen. Noch hat kein deutscher Regierungspolitiker von Rang eine Strategie vorgestellt, mit der der Flüchtlingsstrom gemeistert und die offenkundigen Defizite in der Integration von Migranten beseitigt werden können. Es ist nicht leicht, aber wer sich mit einfachen und wohlklingenden Aussagen („Wir schaffen das“, „Fällt der Euro, fällt Europa“) begnügt, muss damit rechnen, dass andere mit noch einfacheren Sprüchen (siehe oben) ebenfalls punkten.
Hier könnte, nein muss das Treffen in Davos Maßstäbe setzten. Dazu ist es nötig, dass die Teilnehmer erkennen, dass alle verlieren, wenn es keine Änderung des Verhaltens gibt.