Vergleichbare Effekte sind auch in den Vereinigten Staaten sichtbar. Hier hat die Notenbank über die Krisenjahre zwischen 2007 und 2013 ihren Anteil an den ausstehenden US-Staatsanleihen von Werten unterhalb von zehn Prozent auf gut 15 Prozent ausgeweitet. Dies gibt bereits längere Zeit Anlass zu der Vermutung, dass die offiziellen Stellen in den Vereinigten Staaten versucht sein könnten, den global operierenden Investoren einen zukünftig gegebenenfalls anstehenden Ausstieg aus US-Anleihen zu versauen.
Dies könnte umso virulenter auf die Tagesordnung kommen, wenn die US-Notenbank einen neuen Leitzinserhöhungszyklus beginnen sollte und damit einen breit angelegten Renditeaufwärtstrend initiiert, zumindest für den US-Dollar-Raum.
Tatsächlich meldet die Presse aktuell, dass offizielle Vertreter der Fed den Gedanken hegen, alsbald schon Gebühren in nennenswerter Größenordnung zu erheben, sollten Investoren darangehen, ihre Bestände an US-Dollar-Anleihen zu reduzieren. Den bislang vorliegenden Bekundungen nach sollen sich diese Gebühren schwerpunktmäßig gegen Privatanleger richten, nicht so sehr gegen institutionelle Investoren; auch werde, wie es heißt, nicht der US-Staatsanleihemarkt als gefährdet und daher als schützenswert erachtet, sondern der Markt für US-Unternehmensanleihen. Nichtsdestotrotz: Austrittsbarrieren sind auch immer Eintrittsbarrieren für potentielle Investoren. Ein bereits jetzt auch am US-Staatsanleihemarkt zu spürendes Liquiditätsdefizit wird durch eine Initiative für Austrittsgebühren nur verstärkt.
Ein dysfunktionaler Rentenmarkt, ob nun durch fehlende Liquidität oder durch institutionelle Hürden wie Verkaufsgebühren, ist in der aktuellen Phase sicherlich das letzte was die Notenbanken beabsichtigen. In den USA wird nun schon seit einiger Zeit über den Zeitpunkt der anstehenden Zinswende spekuliert. Gleichzeitig zieht sich die Fed mit immer geringeren Anleihekäufen langsam aus dem Markt zurück. In Großbritannien wird offen diskutiert, ob die Bank of England noch in 2014 oder erst Anfang 2015 anfängt die Zinsen anzuheben.
Wenn die Notenbanken beginnen das aktuell extrem lockere geldpolitische Umfeld zu straffen und die Funktionsfähigkeit der Rentenmärkte nicht gegeben ist, kann es zu starken Kursrückgängen bei Staatsanleihen kommen. Die damit dann merklich ansteigenden Renditen für Staatsanleihen, dürften die zunächst nur leicht restriktiven Effekte der langsam steigenden Notenbankzinsen, deutlich übertreffen und sich entsprechend deutlich negativ auf die realwirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Länder, aber auch der Weltwirtschaft auswirken.
Bei solchen Effekten an den Rentenmärkten lässt sich eine Normalisierung der Geldpolitik nicht sinnvoll managen. Es ist den Notenbanken also dringend anzuraten, wieder für eine Normalisierung der Liquidität an den Rentenmärkten zu sorgen und von institutionellen Handelsbarrieren abzusehen. Wenn man dies versäumt, kann der Ausstieg aus der lockern Geldpolitik, der Einstieg in eine neue Wirtschaftskrise werden.