Dass seine Erkenntnis in der Ökonomie einmal so hohe Wellen schlagen würde, hätte Nash in den Fünfzigerjahren nicht unbedingt erwartet. "Ich wusste, es war eine gute Arbeit, aber diese Auswirkungen konnte man nicht absehen", sagte er in einem Interview. Eigentlich wollte er auf einem anderen Feld glänzen: der Mathematik. Es faszinierte ihn, mathematische Probleme zu lösen, egal, ob während seiner Schulzeit in Bluefield/West Virginia oder seinen ersten Studienjahren am Carnegie Institute of Technology. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten unterstreicht ein Empfehlungsschreiben eines damaligen Professors, der Nashs Wunsch einer Promotion in Princeton unterstützen wollte. Es bestand aus einem Satz: "Dieser Mann ist ein Genie."
In Princeton machte er diesem Ruf alle Ehre. Berüchtigt war seine Arroganz gegenüber jedem, der geistig nicht mit ihm mithalten konnte. Seine Dissertation auf nur 28 Seiten war ein Meilenstein für die Spieltheorie. In der Mathematik leistete er wichtige Beiträge zur algebraischen Geometrie. Alles schien gut zu laufen für den jungen Überflieger.
Bis zu dem Tag, als er vorgab, von Außerirdischen kontaktiert worden zu sein.
Nash wurde über Nacht paranoid, glaubte an eine kommunistische Verschwörung gegen ihn. Im Alter von nur 30 Jahren landete er in einer psychiatrischen Klinik. Die Diagnose: paranoide Schizophrenie. Die Krankheit kostete ihn seine besten Jahre. Zwischen 1960 und 1990 hörte man allenfalls Gerüchte über seinen Verbleib. An neue akademische Großtaten war nicht zu denken.
Die überraschende Wendung kam 1994. Nash erhielt den Wirtschaftsnobelpreis. Bei der Preisverleihung erschien ein gealterter, aber gesunder und freundlicher Mann. "Ich habe mich irgendwann dazu entschieden, nicht mehr auf die Stimmen in meinem Kopf zu hören", sagte er in einem späteren Interview.
Die wissenschaftliche Forschung hat John Forbes Nash auch heute, im hohen Alter von 85 Jahren, nicht losgelassen; er interessiert sich vor allem für Kooperationsstrategien. Gemeinsam mit Axel Ockenfels, dem deutschen Nobelpreisträger Reinhard Selten und der Ökonomin Rosemarie Nagel hat Nash Anfang des Jahres eine neue Arbeit im US-Journal PNAS veröffentlicht – jenem Medium, in dem er vor 63 Jahren seine erste bahnbrechende Arbeit unterbrachte.