Geistesblitze der Ökonomie (VII) Warum mehr Konsum nicht immer mehr Nutzen bringt

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"Ein veritabler Misserfolg"

1847 kündigt er seine Stelle lieber gleich selbst. Der Tod des Vaters verschafft ihm eine erkleckliche Erbschaft und macht ihn finanziell unabhängig. Gossen gründet mit einem Partner eine Versicherungsgesellschaft in Köln. Er leitet diese kurze Zeit selbst, zieht sich aber schnell wieder aus dem Geschäft zurück. Stattdessen widmet er sich nun voll und ganz seinen ökonomischen Studien, während ihm seine Schwestern den Haushalt führen.

In vieler Hinsicht folgt Gossen den liberalen Ideen der Klassiker. Er lehnt staatliche Eingriffe und Protektionismus ab und vertraut auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Gossen sieht wie Adam Smith im Eigennutz eine produktive und für die Gesamtgesellschaft förderliche Triebfeder. In seiner Konsumtheorie finden sich erste Ansätze zur einer Allokationstheorie der Zeit, wie sie später unter anderem der amerikanische Nobelpreisträger Gary Becker entwickelte. An mangelndem Selbstbewusstsein scheint der Junggeselle nicht gelitten zu haben. Seine Ideen vergleicht er gern mit den kopernikanischen Himmelsgesetzen: "Was einem Kopernikus zur Erklärung der Zusammenhänge der Welten im Raum zu leisten gelang, das glaube ich für die Erklärung des Zusammenseins der Menschen auf der Erdoberfläche zu leisten."

Veritabler Misserfolg

Seine Mitmenschen sehen das freilich anders. Gossens Buch, für das er nur mit Mühe einen Verleger findet, wird "ein veritabler Misserfolg", schreibt Ökonom Kurz. "Nur wenige Exemplare werden verkauft, kaum eine Bibliothek erwirbt es, und über gut zwei Jahrzehnte hinweg nimmt die Fachwelt keine Notiz davon. Es ist, als wäre es nie geschrieben worden." Gossen ist darüber so erbost, dass er kurz vor seinem Tod dem Verlag Friedrich Vieweg & Sohn kurzerhand alle verbliebenen Exemplare abnimmt.

Der Nutzen dieser Aktion dürfte begrenzt gewesen sein.

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