Geistesblitze der Ökonomie (VIII) "You can’t beat the market"

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Totgesagte leben länger

Die schwärzesten Börsentage aller Zeiten
Farbenprächtig blühende Tulpen im Erholungspark Britzer Garten in Berlin Quelle: dpa/dpaweb
Strände Neukaledoniens - hier «Kuto Bay» Quelle: dpa-tmn
Broker stehen am 25. Oktober 1929 in der New Yorker Boerse waehrend des Boersenkrachs, der die Weltwirtschaftskrise einleitete ('Schwarzer Freitag'). Quelle: AP
Blick auf das leere Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg. Wegen der Ölkrise wurde am 02.12.1973 zum zweiten Mal ein sonntägliches Fahrverbot verhängt Quelle: dpa
Hektisches Treiben in der Aktienbörse in Frankfurt (Hessen) Quelle: dpa
United Airlines planes arrive at Denver International Airport in Denver Quelle: REUTERS
 Boris Jelzin, links, neben Alexander Korschakow Quelle: AP

Den Vorwurf, seine Effizienzmarkttheorie könne keine Krisen modellieren und habe daher versagt, nimmt Fama gelassen: Modelle könnten die Realität nie genau abbilden, sondern sie nur vereinfachen. "Die entscheidende Frage ist: Wie gut dient diese Vereinfachung unseren Zwecke. Für fast alle Zwecke ist Markteffizienz eine sehr gute Annäherung. Es gibt immer noch sehr wenig Belege dafür, dass Vermögensverwalter den Markt schlagen können."

Neuerdings aber gibt es Zeichen der wissenschaftlichen Annäherung. Der US-Ökonom Richard Thaler, einer der führenden Verhaltensökonomen, glaubt, dass die Finanzkrise Teile der EMH sogar bestärkt habe: "Es zeigt sich, dass einige Investmentstrategien riskanter sind als gedacht und dass es wirklich schwierig ist, den Markt zu schlagen." Viele, die in der Finanzkrise darauf gesetzt hätten, mit riskanten Produkten riesige Renditen zu erzielen, seien baden gegangen.

Auch der Harvard-Professor Andrew Lo versucht, Brücken zu bauen. Der Ökonom, der die Finanztheorie in den vergangenen Jahren maßgeblich vorantrieb, hat die Hypothese adaptiver Märkte (AMH) entwickelt, die er selbst als "neue Version der EMH" beschreibt. Diese beruht auf den Grundprinzipien der Evolutionstheorie: Wettbewerb, Anpassung, natürliche Selektion. Danach sind Finanzmärkte weder vollkommen effizient noch irrational, sondern anpassungs- und lernfähig. "Sie variieren im Grad ihrer Effizienz, abhängig von ihrer Umwelt und den Investorengruppen an den Märkten", sagt Lo.

Die Marktakteure stehen im Wettbewerb und passen ihre Strategien nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" an. Funktioniert eine Investmentstrategie, bleiben sie dabei, schlägt sie fehl, probieren sie eine neue aus. Unter stabilen, stationären Marktbedingungen ist die EMH laut Lo immer noch eine gute Annäherung an die Realität. In einem dynamischeren Umfeld seien hingegen verhaltensökonomische Ansätze aussagekräftiger. Lo ist überzeugt: "Die Zeit ist reif für eine evolutionäre Alternative zur Markteffizienz." Eine Evolution aber ist keine Revolution, der die Effizienzmarkttheorie geopfert werden müsste.

Totgesagte leben eben länger.

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