Wenn Wirtschaftswissenschaftler heute von Say sprechen, beziehen sie sich meist auf das Say’sche Theorem, auch „Gesetz der Absatzwege“ genannt. Danach ist in einer Volkswirtschaft die Summe der Einnahmen aus dem Verkauf von Gütern und Dienstleistungen identisch mit der Summe der Ausgaben, die zum Kauf dieser Güter und Leistungen benötigt wird. Das bedeutet, dass die Güterproduktion nötig ist, um die für Güterkäufe erforderlichen Mittel bereitzustellen. „Es ist die Produktion, welche die Nachfrage nach Produkten erzeugt“, schreibt Say. „Da die einzige Einsatzmöglichkeit für das Geld der Kauf anderer Produkte ist, öffnen die Umstände der Erschaffung eines Produktes einen Weg für andere Produkte.“
Das Angebot bestimmt also das reale Volkseinkommen. Geld ist in dieser Sichtweise nur ein Transaktionsmittel, ein Schleier. Die Anhänger der klassischen Denkschule sprechen deshalb von natürlichen Preisen, weil diese genau den Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital entsprechen, die nötig sind, um das jeweilige Gut zu produzieren. Steigt der Preis, weist dies auf ein knappes Gut hin, umgekehrt sinkt der Preis bei Überproduktion. Ein Überangebot oder eine Übernachfrage nach Gütern ist in diesem Modell unmöglich. Gesamtwirtschaftliches Angebot und Nachfrage tendieren zu einem Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung.
Say glaubt, dass das Geld auch dann der Nachfrage zur Verfügung steht, wenn die Menschen sparen. Denn die Banken geben dieses Geld als Kredite an die Unternehmen weiter. Diese wiederum investieren in neue Fabriken. So entsteht neues Einkommen für Arbeiter, die wiederum für steigenden Konsum sorgen. Gespartes fließt dem Wirtschaftskreislauf wieder zu, und das Volkseinkommen bleibt stabil.
Say glaubte so bewiesen zu haben, dass der freie Markt immer zum Gleichgewicht neigt – und zwar ohne staatliches Zutun. So überrascht es nicht, dass Say dem Staat im Wirtschaftsgeschehen nur eine Nebenrolle zugesteht. Wenn überhaupt, dann solle er tätig werden, um die Produktion zu stimulieren. Mindestlöhne etwa würden die Nachfrage nach Arbeitskräften einschränken, Preisvorgaben würden das natürliche Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage konterkarieren. Die perfekte Steuerpolitik lautet demnach: Steuern und Abgaben runter! Denn wer zu hoch besteuert, entzieht der Wirtschaft das Fundament, was die Steuereinnahmen insgesamt sinken lässt. Niedrige Steuern wiederum führen im Endeffekt sogar zu einem höheren Steueraufkommen. Mit dieser These legte Say den Grundstein für die von US-Ökonom Arthur Laffer in den Achtzigerjahren entwickelte „Laffer-Kurve“.