Geldpolitik Oberste Zentralbank mahnt Währungshüter zur Mäßigung

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mahnt Notenbanker weltweit dazu, es mit der lockeren Geldpolitik nicht zu übertreiben. Ansonsten müssten die betroffenen Länder mit Mini-Inflation leben lernen.

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Die massiven Geldspritzen und Niedrigzinsen der Notenbanken bereiten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Sorgen. Quelle: dpa

Wien Die Zentralbank der Notenbanken rät Währungshütern weltweit, mit ihrer laxen Geldpolitik nicht zu überziehen. Statt immer neue Maßnahmen zum Anheizen der niedrigen Inflation zu ergreifen, sollten sie mit geringen Preissteigerungsraten leben lernen, sagte der Experte Claudio Borio von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) am Mittwoch in Wien. Er ist Leiter der BIZ-Abteilung für Geldpolitik und Wirtschaft und ein erklärter Kritiker der ultra-lockeren Geldpolitik. Die Notenbanken müssten nicht ihre Mandate ändern, jedoch womöglich die Zeitspannen anpassen, in denen sie mit dem Erreichen ihrer Ziele rechneten.

Auch EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger plädiert dafür, die von der Notenbank ergriffenen Maßnahmen zum Anheizen der Inflation erst wirken zu lassen, bevor neue Beschlüsse ins Kalkül gezogen würden. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an, hat dieses Ziel trotz niedriger Zinsen jedoch seit mehr als drei Jahren nicht mehr erreicht. Auch die Bank of Japan versucht bereits seit längerem, mit massiven Geldspritzen für Preisauftrieb zu sorgen - allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Das Land gilt als gebranntes Kind, da es jahrelang in einer deflationären Abwärtsspirale gefangen war, in dem fallende Preise, sinkende Löhne und stockende Investitionen die Wirtschaft lähmten.

Borio sieht die Gefahr, dass die Notenbanken weltweit mit ihrer Geldschwemme eine Lage heraufbeschwören könnten, in der die Rückzahlung von Verbindlichkeiten erschwert oder gar unmöglich gemacht wird: "Eine solche Schuldenfalle würde es schwierig machen, die Zinsen anzuheben, ohne der Wirtschaft zu schaden."

Die BIZ hat in diesem Zusammenhang bereits vor einem gefährlichen Anstieg der Unternehmensschulden in den Schwellenländern gewarnt. Dabei bereiten den BIZ-Volkswirten vor allem die gestiegenen Dollar-Verbindlichkeiten von Firmen Sorgen. Denn klettert der Kurs der US-Währung weiter, könnten manche starkverschuldete Unternehmen in Ländern wie China, Russland oder Südkorea in Bedrängnis geraten. Rund 9,7 Billionen Dollarschulden befanden sich den Experten zufolge Ende 2015 außerhalb der USA - etwa ein Drittel davon in Schwellenländern.

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