Geldpolitik Notenbanken im Fokus der Märkte

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US-Notenbank und Bank of England

Fed

Der Zinsentscheid der US-Notenbank ist der, dem die Märkte am meisten entgegenfiebern. Denn ursprünglich hatten Beobachter für März mit der zweiten Zinserhöhung der Fed gerechnet. Mittlerweile glaubt da allerdings kaum noch jemand dran. "Die für März geplante Erhöhung dürfte vom Tisch sein", sagt Pimco-Chefvolkswirt Joachim Fels. Er rechne nur noch mit zwei, maximal drei Zinsschritten in diesem Jahr.

Gleichzeitig rechnen Experten aber damit, dass Fed-Chefin Janet Yellen nach der Entscheidung am Mittwochabend Signale geben wird, mit wie vielen Zinsschritten 2016 noch zu rechnen ist. Denn die Zeichen stehen weiter auf eine behutsame Anhebung - solange die Inflation weiter anzieht und der Arbeitsmarkt in guter Verfassung bleibt. Dabei dürften neue Wirtschaftsprognosen der Notenbank eine wichtige Rolle spielen, die zur anstehenden Sitzung vorgelegt werden. Bis Juni, so die Prognose vieler Volkswirte, dürfte die Fed genug Daten haben, um eine erneute Erhöhung des Zinses zu rechtfertigen. Die Mehrheit rechnet bis zum Jahresende mit einer Erhöhung des Schlüsselzinses auf 0,75 bis 1,00 Prozent von derzeit 0,25 bis 0,50 Prozent.

Laut Analysten dürfte auch die EZB-Entscheidung dafür sorgen, dass die Fed wieder zuversichtlicher wird. Wird in der Euro-Zone etwas gegen die chronische Wachstumsschwäche getan, stütze das auch die US-Konjunktur, so die Argumentation der EZB-Befürworter.

Anleger dürften vor allem darauf achten, wie sich die Fed zur wirtschaftlichen Lage in den USA sowie zur Weltkonjunktur äußert. Je zuversichtlicher die Fed ist, desto wahrscheinlicher werden die nächsten Zinsschritte.

Bank of England

Laut einer Bloomberg-Umfrage liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Bank of England (BoE) in diesem Jahr ihre Zinsen senkt, bei 23 Prozent. Vor einem Monat waren es noch zehn Prozent. Eigentlich sehen Ökonomen keinen richtigen Grund für eine Zinssenkung, der Konjunktur geht es soweit ganz gut. Die Brisanz liegt im Fall der Bank of England entsprechend woanders. Der große Risikofaktor ist ein Brexit, also der Ausstieg Großbritanniens aus der EU.

Notenbank-Chef Mark Carney warnte zuletzt, ein Brexit könne die Konjunktur dämpfen, da er Investoren und Verbraucher verunsichern würde. Das Pfund dürfte zudem geschwächt und die Inflation angeheizt werden. Carney betonte zugleich, dass er keine Position in der Debatte über den Verbleib in der EU beziehe. Vor dem Referendum am 23. Juni werde die BoE auch keine Empfehlungen abgeben. Auf die Frage, ob der Finanzstandort London ohne vollen Zugang zum europäischen Binnenmarkt geschwächt werde, antwortete er: "zweifellos." Es sei dann zu erwarten, dass einiges an Geschäften abwandern werde. Eine Reihe von Banken bereiteten sich wohl bereits auf ein solches Szenario vor.

Zuletzt hatte sich die Notenbank aufgrund der niedrigen Inflation entschieden, dem Beispiel der USA noch nicht zu folgen und den Leitzins auf seinem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent zu belassen. Auch das Anleihekaufprogramm ließen die Währungshüter weiter laufen. Bei der Sitzung am Donnerstag dürften Anleger deshalb vor allem darauf achten, was die BoE zum Risiko eines möglichen Brexits erklären wird. Fest steht: die Brexit-Diskussion hat die Unsicherheit der Wirtschaft deutlich verstärkt. Auch die Marktteilnehmer sind entsprechend nervös, der FTSE schwankte zuletzt auf und ab und wollte sich nicht für eine Richtung entscheiden.

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