Geldpolitik US-Währungshüter spricht über rasche Zinserhöhung

Mehrere US-Währungshüter hatten zuletzt zur Vorsicht bei der Zinserhöhung geraten. William Dudley steuert nun gegen: Es habe sich eine zu große Gelassenheit breitgemacht – eine Zinserhöhung im September sei angemessen.

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Der US-Währungshüter sagte, die Präsidentschaftswahl spiele für die Geldpolitik keine Rolle. Quelle: AP

New York/Washington Der US-Währungshüter William Dudley hat eine Zinserhöhung im September ins Gespräch gebracht. „Ich denke, dass es möglich ist“, sagte der Chef des US-Notenbankablegers in New York am Dienstag dem Fernsehsender Fox Business Network: „Wir nähern uns dem Zeitpunkt, zu dem es aus meiner Sicht angemessen ist, die Zinsen anzuheben.“ An den Terminmärkten habe sich unter den Investoren eine zu große Gelassenheit mit Blick auf eine Straffung der Geldpolitik breitgemacht, warnte Dudley.

Mit seinen Aussagen bremste Dudley die Talfahrt des Dollar. Der Euro gab seine Gewinne von über einem US-Cent teils ab und rutschte auf 1,1260 Dollar ab, womit er aber weiter über dem Montagsschluss von 1,1183 Dollar notierte.

An den Terminmärkten wird dagegen eine Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung am 20. und 21. September so gut wie ausgeschlossen. Auch für November – kurz vor den US-Wahlen – rechnet kaum jemand mit einem solchen Schritt. Erst nach den Wahlen – also im Dezember – wetten die Anleger wieder verstärkt auf höhere US-Zinsen. Dudley sagte nun dem Fernsehsender Fox Business Network, dass die US-Wahl für die Geldpolitik keine Rolle spiele. Seit der Zinswende vom Dezember 2015 hält die Fed den Schlüsselsatz in einer Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent.

Auch zum Yen holte der Dollar nach den Aussagen Dudleys massiv auf und notierte mit 100,31 Yen deutlich über dem zuvor erreichten Sieben-Wochen-Tief von 99,56 Yen. Gold grenzte seine Gewinne ein und lag mit 1343,30 Dollar je Feinunze 0,3 Prozent höher. Zuvor hatte das Metall noch um 1,4 Prozent auf 1358,01 Dollar gestiegen. Es wird von Anlegern als Inflationsschutz bei niedrigen Zinsen bevorzugt. Bei höheren Zinsen ist Gold dagegen für viele unattraktiv.

Unterstützt wurde die US-Währung auch vom überraschend deutlichen Anstieg der US-Industrieproduktion im Juli. „Die Zahlen sind erfreulich, denn das produzierende Gewerbe startet robust ins dritte Quartal“, sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Auch scheine die Dynamik etwas zuzunehmen.

Die Auslastung der Maschinen und Anlagen lag mit 75,9 Prozent ebenfalls höher als von Experten erwartet. „Der industrielle Gegenwind für die Konjunktur dürfte abflauen und könnte zum Ende des Jahres eine Zinsanhebung ermöglichen“, sagte Ökonom Bernd Krampen von der NordLB.

Die Notenbank, die Vollbeschäftigung und stabile Preise fördern soll, ist am Jobmarkt praktisch am Ziel. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 4,9 Prozent. Doch bei der Inflationsrate ist aus Sicht der Fed noch Luft nach oben: Die Verbraucherpreise lagen im Juli um 0,8 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Die Teuerungsrate war damit noch einen Tick niedriger als von Experten erwartet.

Die Fed strebt bei der Inflation eine Zielmarke von zwei Prozent an. Die Währungshüter blicken bei der Inflation insbesondere auf die Preisveränderungen bei den persönlichen Verbraucherausgaben (PCE), wobei Energie- und Nahrungsmittelkosten außen vor bleiben. Auch dieser Wert lag im Juni mit 1,6 Prozent noch unter dem Zielwert.

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