Globalisierung Deutschland tickt nicht global genug

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Neue Politik für die neue Welt

Wie sich die Welt abschottet
US-Präsident Barack Obama Quelle: dpa
Ein Straßenhändler in Indien Quelle: REUTERS
Ein Bauer füttert seine Kühe Quelle: dpa/dpaweb
Abbau von Seltenen Erden in einer Mine in Ganxian Quelle: dpa
Die Christusstatue auf dem Corcovado Quelle: dapd
Mitarbeiter der Volkswagen AG im VW-Werk in Kaluga Quelle: AP
Arbeiter entladen importierten Reis von einem Schiff Quelle: REUTERS

Knallharte Politik ohne bevormundenden Moralismus ist so nötig wie nie, denn rund um den Globus zieht Zoff auf. Indien und Brasilien machen die Schotten dicht. China traktiert die Welt mit einem Patent-Tsunami auf Chinesisch, der für Ausländer vor Ort zu Plagiatsvorwürfen führen kann. Die Russen überlegen, internationale Schiedssprüche ex post einfach zu ignorieren.

Solche Konflikte lassen sich nur politisch lösen – und letztlich muss die Bundesregierung ran, weil die EU mit der Euro-Rettung vollauf beschäftigt ist und wegen ihres unlösbaren Kompetenzwirrwarrs ohnehin nicht respektiert wird. „Die Wirtschaft wird die Unterstützung der Bundesregierung in Zukunft häufiger brauchen“, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Industrie. Es sei an der Zeit, dazu die internationale Kompetenz auszubauen.

Auf die deutsche Politik kommt viel Arbeit zu. Ob sie die auch stemmen kann? Den Diplomaten des Auswärtigen eilt international ein guter Leumund als brillante Analysten voraus. Als effiziente Entscheider sind sie nicht bekannt. Dazu passt, dass sie noch mit dem veralteten Schreibprogramm Office 97 arbeiten müssen. Ehe einer einen Vermerk schreibt, muss er über den Geschäftsverteilungsplan die Zuständigkeit prüfen – im Haus wie auch in Abstimmung mit anderen Behörden. Und wenn die Deutschen mal verreisen wollen, müssen sie die billigste Airline buchen und das per Ausdruck dokumentieren – das spart Spesen, aber kostet Zeit.

Staatsverschuldung wichtiger Handelspartner (zum Vergrößern bitte Bild anklicken)

Führung für Europa

Auch jenseits des Diplomaten-Korps fehlt in Berlin außenpolitische Kompetenz. Im Deutschen Bundestag beschränkt sie sich auf ältere Semester aus der zweiten Reihe wie Hans-Ulrich Klose (SPD) oder Ruprecht Polenz (CDU). Wer an seinem politischen Vorankommen arbeitet, sollte nicht viel reisen, sondern geht aufs Schützenfest.

Deutschland tickt nicht global genug – das ist die Beobachtung vieler Globalisten. Es wäre schon ein Anfang, wenn die Bundesregierung in Europa mehr Führung übernähme. „Momentan ist es für Deutschland leicht, in der Welt Politik zu machen“, sagt Politikberater Volker Perthes, Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik. Weil die Wirtschaft so stark sei, werde Deutschland als Führungsmacht anerkannt. Für die Zukunft reicht das aber nicht: „Deutschland ist zu klein, um ohne Europa Weltpolitik zu machen.“ Anders formuliert: Berlin muss die EU sanieren, damit sie global handlungsfähig wird.

Davon aber ist das alte Europa weit entfernt. Daher ziehen nun Manager aus, um ihre Stellung in den Leitmärkten von morgen zu festigen – so wie Post-Chef Appel. Von China aus will er seinen Blick auf die Welt neu justieren – weg vom heimischen Bauchnabel, hin zur neuen globalen Welt.

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