Hanno Beck über Folgen der Geldschwemme "Die Blase wird platzen, die Preise werden erodieren"

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"Bernd Lucke weiß, wovon er redet"

Was ist mit der Wahl einer politischen Protestpartei?

Das ist eine nette Idee, die ich so noch nicht bedacht habe. Grundsätzlich spricht man in der Politik ja von zwei Möglichkeiten, um Krisen zu entgehen: exit oder voice – flüchten oder die Stimme erheben. Mit Blick auf die Schuldenkrise und der Preisblasenbildung können Sie also versuchen, irgendwo hinzugehen, wo eine sehr strenge Geldpolitik gelebt wird. Da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Oder sie stehen auf und sagen, ich wähle nicht mehr die Parteien, die uns den Schlamassel eingebrockt haben.

Die AfD – neue Volkspartei oder kurze Protestepisode?

Ist das ein Wahlaufruf für die AfD?

Nein. Ich bin kein Fan der AfD, ich habe sie bisher auch nicht gewählt. Ich stelle lediglich fest, dass es nicht viele politische Alternativen zur Euro-Rettungspolitik auf Bundesebene gibt. Gleichzeitig hat die AfD mit Bernd Lucke jemanden an der Spitze, der weiß, wovon er redet. Er ist ohne Frage ein ernstzunehmender Ökonom. Gleichwohl sehe ich auch, dass die Euro-Kritiker, wie alle neuen Parteien, noch in einer Findungsphase stecken, wo es oftmals drunter und drüber geht und wo auch Querulanten negativ auffallen. Aber zurück zu unserem Gedankenspiel: Wenn ich mit der Geldpolitik in Europa nicht einverstanden bin, kann ich also Protest wählen und hoffen, dass die großen Parteien sich beeindruckt zeigen. Möglicherweise kommt es aber auch zum gegenteiligen Effekt: Die AfD-Wähler werden als für die Volksparteien verloren abgeschrieben und die große Mehrheit verbündet sich gegen eine kleine Minderheit, die so mit ihren Anliegen nicht durchdringt. Dennoch ist es kein schlechter Rat zu sagen: Eine Möglichkeit sein Vermögen zu schützen, ist es, politisch zu denken und politisch zu handeln. 

Stimmen zu den Wahlen in Thüringen und Brandenburg

Unabhängig vom politischen Willen: Können wir die Geldmenge überhaupt wieder eindämmen, ohne die Wirtschaft zu schwächen und Länder in die Pleite zu treiben?

Das wird sehr schwer. Egal, wie sie diese Krise lösen werden: Es wird teuer. Scheidet Deutschland aus dem Euro aus, sind die Kredite aus den Rettungspaketen vermutlich futsch und durch die Target-II-Salden stehen weitere Milliardenbelastungen an. Dieser Schritt ist folglich kaum realistisch. Nehmen wir an, die Bundesregierung setzt verstärkt für eine stabile Geldpolitik ein und die EZB würde tatsächlich die Zinsen erhöhen, droht gleich mehreren Ländern die Pleite. Wir müssen also bedächtig vorgehen.

Was ist Ihr Vorschlag?

Punkt eins: Wir müssen zur Eigenverantwortung zurückkehren und allen muss klar sein, es gibt keine Gemeinschaftshaftung und keine Bail-Outs. Punkt zwei: Wir müssen einen Rahmen schaffen für Staats- und Bankenpleiten innerhalb der Euro-Zone. Eine Insolvenz darf kein Tabu mehr sein. Wir könnten uns an den USA orientieren: Da kann ein Bundesstaat ja auch pleite gehen. Das Problem dieser Lösung: Sie haben – analog wieder zu den USA – einen Währungsraum, in dem die Lebensverhältnisse unterschiedlich sind. Dafür gibt es mehr Stabilität.

 

Oder wir leben das Modell der Solidarität, sprich: Wir springen ein und jeder zahlt für jeden. Das funktioniert aber nur, wenn sie eine gemeinsame Fiskalpolitik haben. Sonst machen sich die einen Länder einen Lenz und bieten kostenlose Kindergartenplätze und Universitäten an, und die anderen zahlen und sparen. Ich halte dieses Modell für unrealistisch, es stößt ja schon innerhalb Deutschlands an seine Grenzen – siehe dazu die Querelen um den deutschen Finanzausgleich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Länder wie Frankreich ihre Budgetpolitik diktieren lassen werden. Deshalb sollten wir alles dafür tun, dass wieder mehr Eigenverantwortung in Europa gelebt wird.

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