Inflation Die Finanzkrise treibt die Preise

Ob Brot, Butter, Benzin oder Strom – weltweit steigen die Preise, das Leben wird teurer. Kommt nach der Finanz- und Staatsschuldenkrise jetzt die große Inflation?

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Cornflakes von Nestlé im Quelle: REUTERS

Wenn Elmar Duffner über die wirtschaftliche Lage seiner Branche spricht, sprüht er vor Optimismus. "Unsere heimischen Möbel genießen weltweit einen hervorragenden Ruf, unsere Qualität ist unerreicht, und in puncto Design stehen wir an der Spitze", frohlockt der Chef des Küchenherstellers Poggenpohl, der auch Präsident des Verbands der Deutschen Möbelindustrie ist.

Wäre da nur nicht die Sache mit den Kosten. "Unsere wichtigsten Rohstoffe haben sich in den vergangenen Monaten massiv verteuert", klagt Duffner. Leder koste heute 25 Prozent mehr als vor ein bis zwei Jahren, Holz sei so teuer wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Möbelindustrie bleibe daher nichts anderes übrig, als die Kosten auf den Handel zu überwälzen. "Wir werden unsere Preise um drei bis vier Prozent anheben", sagt Duffner.

Nicht nur die Küchenschränke, auch ihr Inhalt wird teurer. In der vergangenen Woche kündigte der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé an, die Preise wegen gestiegener Rohstoffkosten auf breiter Front zu erhöhen. Seit Mitte 2010 ist der Preis für Getreide um 57 Prozent in die Höhe geschossen, Öle und Fette verteuerten sich um 56 Prozent, Zucker gar um 77 Prozent. Dieses Jahr, so heißt es bei Nestlé, könnte nach 2008 das zweite Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg werden, in dem die Preise für Nahrungsmittel stärker steigen als die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten.

Teuerung auf breiter Front

Selbst die Preise für die Verpackungen der Lebensmittel gehen nach oben. Innerhalb eines Jahres ist der Preis für Kartonagen um rund 40 Prozent in die Höhe geschossen. Richard Kammerer, geschäftsführender Gesellschafter des Verpackungsmittelherstellers Karl Knauer, der Verpackungen aus Karton und Papier für Kunden wie die Bierbrauer Becks und Heineken herstellt, sieht keine andere Möglichkeit, als bei den Verkaufspreisen für Verpackungen nachzuziehen. "Allein in den kommenden zwei Monaten müssen wir unsere Preise um drei bis fünf Prozent erhöhen", sagt der Chef des 450-Personen-Betriebes aus dem Schwarzwald.

Die Teuerung auf breiter Front ist nicht auf Deutschland beschränkt. Weltweit steigt die Inflation. In einigen Schwellenländern hat sie bereits zweistellige Werte erreicht. Noch sind es in erster Linie die Preise für Energie und Nahrungsmittel, die die Preise treiben. Doch das Risiko, dass der Auftrieb auf andere Güter überschwappt, steigt. "Die milliardenschweren Liquiditätsspritzen der Notenbanken haben den Nährboden für höhere Inflationsraten bereitet", warnt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Angst vor neuer Preis-Spirale

Wenn sich die globale Konjunktur weiter festigt und die Arbeitsmarktlage bessert, könnte eine Spirale aus steigenden Löhnen und anziehenden Preisen entstehen. Dann würde der aktuelle Kostenschub in einen nachhaltigen Inflationsprozess münden.

Die Kletterpartie der Preise für Lebensmittel und Energie weckt Erinnerungen an die Jahre 2007 und 2008. Damals hatte sich die Inflationsrate im Euro-Raum binnen weniger Monate von rund zwei auf vier Prozent verdoppelt. Auslöser waren spekulative Übertreibungen bei den Preisen von Öl, Weizen, Mais und anderen Rohstoffen.

Als die Weltwirtschaft im Gefolge der Lehman-Pleite in die Rezession stürzte, platzte die Preisblase ebenso rasch, wie sie zuvor entstanden war. Mitte 2009 rutschten die Teuerungsraten sogar in den negativen Bereich, an den Finanzmärkten machte sich Angst vor Deflation breit. Geht es nun auf der Preis-Achterbahn wieder nach oben?

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