Inflation Wohin jetzt mit dem Geld?

Seite 2/3

Grafik: Richtige Mischung des Vermögens

Der Pariser Vermögensverwalter Edouard Carmignac rechnet mit einem weiteren Wertverlust der Gemeinschaftswährung. Nur noch 20 Prozent des 17,7 Milliarden Euro schweren Mischfonds Carmignac Patrimoine sind in Euro-Anlagen investiert. Der Franzose setzt auf US-Dollar und Anleihen in inländischer Währung aus Brasilien, der Türkei, Polen und Mexiko. Weg aus Europa zieht es auch Guy de Blonay, Co-Manager des erfolgreichsten Bankaktien-Fonds der vergangenen zehn Jahre, des Jupiter Financial Opportunities. „Unser Engagement in Europa haben wir verringert, außer in Norwegen, wo wir bei der Bank DNB Nor investiert sind, und in der Schweiz, wo wir Credit-Suisse-Aktien halten.“

Riklef von Schüssler, Geschäftsführer von Feri Family Trust, setzt ebenfalls auf Norwegen, das mit Ölgeldern locker seine Anleiheschulden bedienen kann. Zweijährige norwegische Staatsanleihen mit Restlaufzeit bis Mai 2011 bringen aktuell zwei Prozent Rendite, für vergleichbare deutsche Bundespapiere gibt es unter 0,6 Prozent. Außerdem winken Währungsgewinne, ebenso wie in der klassischen Fluchtwährung Schweizer Franken.

Flucht in Sachwerte wird einsetzen

Gold war in Krisenzeiten schon immer eine der stärksten Anlagen, mit denen Investoren Vermögen retten konnten. Daher ist es sinnvoll, wenigstens 20 Prozent seines Geldes in das Edelmetall zu stecken. Das übrige Kapital sollten Anleger so streuen, dass es Inflation so gut wie möglich auffangen kann und Flexibilität gewährleistet. Schnelle Liquidierbarkeit geht dabei vor Rendite. Wer sich etwa in Anleihen lange bindet, kassiert zwar einen höheren Zins, muss aber im Falle steigender Preise höhere Kursverluste bei seinen langlaufenden Papieren fürchten als bei kurzfristigen Anlagen. Denn Inflation führt zu höheren Zinsen, die auf die Kurse der Anleihen im Depot drücken. Je länger deren Restlaufzeit, desto größer die Verluste.

„Sobald die Bürger erkennen, dass sich EU und EZB in einem Teufelskreis befinden, aus dem sie sich nur noch mit Inflation und fiskalischen Tricks befreien können, wird eine Flucht in Sachwerte einsetzen“, sagt Bert Flossbach, Mitgründer des Kölner Vermögensverwalters Flossbach & von Storch. „Dann kauft man Gold, Häuser, Autos oder andere langlebige Wirtschaftsgüter.“

In Aktien halten deutsche Privatanleger weniger als fünf Prozent ihres Vermögens. Selbst Multimillionäre, die ihr Vermögen mithilfe von Beratern breit streuen, haben selten mehr als 20 Prozent ihres Kapitals in Aktien angelegt, sagt Thomas Neumann, Co-Gründer und Chef des auf wohlhabende Privatkunden spezialisierten Münchner Finanzberaters Bestadvice. Doch wegen der Gefahr hoher Inflation und weil derzeit immer noch solide Unternehmen zu vertretbaren Bewertungen an der Börse zu kaufen sind, wäre derzeit eine etwa doppelt so hohe Aktienquote angebracht. Zwar gilt: Bei Aktien kann der Kurs stark fallen und die Dividende gestrichen werden, Anleihebesitzer dagegen erhalten am Ende der Laufzeit den Nennwert zurück und bis dahin fest vereinbarte Zinsen, solange der Schuldner zahlen kann.

Allerdings sind Gewinne bei Anleihen angesichts derzeit sehr hoher Kurse äußerst begrenzt, bei Inflation sogar ausgeschlossen, anders als bei Aktien. „Kurzfristig hat das Anwerfen der Gelddruckmaschine positive Impulse für den Aktienmarkt“, so Arnim Kogge, Leiter des Privatkundengeschäftes beim Bankhaus Ellwanger & Geiger in Stuttgart.

Sollte der Wert des Geldes sinken, profitieren Aktionäre vom steigenden Wert der in der Vergangenheit in Produktionsanlagen und Forschung gesteckten Investitionen. Somit müsste auch der Kurs der Aktie stärker steigen und einen Inflationsausgleich bieten – jedenfalls so lange, wie das Unternehmen ausreichend Marktmacht hat, um höhere Kosten für Rohstoffe und Arbeitslöhne an die Kunden weiterzugeben. Für eine kurzfristige Spekulation rät Kogge zu „Export- und Rohstofftiteln“. Besonders deutsche Exportunternehmen wie etwa BASF oder der Kölner Motorenbauer Deutz profitieren von der Euro-Schwäche. Mächtige Rohstoffunternehmen wie ExxonMobil oder Rio Tinto sind attraktiv, weil sie Preissteigerungen leicht auf ihre Abnehmer überwälzen können.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%