Weitere Erklärungsbeiträge liefern die deutschen Direktinvestitionen im Ausland, die trendmäßig leicht steigen – auch wenn die Zahlen erst seit 2001 vorliegen und stark schwanken. Ebenfalls tendenziell zu Lasten von Investitionen gehen die Anstrengungen der deutschen Unternehmen zur Verbesserung ihrer Eigenkapitalsituation. Der Unternehmenssektor ist also im vergangenen Jahrzehnt zu einem Netto-Kapitalanbieter geworden, und die Eigenkapitalquote im Verarbeitenden Gewerbe ist zwischen 2000 und 2012 von 25 Prozent auf 31 Prozent gestiegen.
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Ein ganz anderer Erklärungsansatz – der sich aber leider kaum mit Daten belegen lässt – wäre, dass viele Unternehmen sich statt auf neue Sachinvestitionen viel mehr darauf konzentrieren, die Möglichkeiten der neuen Kommunikations- und Steuerungstechnologien umzusetzen, etwa durch Veränderungen in Organisation, Kommunikation und Management oder durch Qualifizierung der Mitarbeiter – Aktivitäten, die die Produktivität und Ertragskraft erhöhen, sich aber nur zum geringen Teil in bilanziell und statistisch erfassten Investitionen widerspiegeln.
Auch wenn die vermutete Lücke bei den privaten Investitionen schwer zu greifen ist, trägt die Diskussion doch zu der Erkenntnis bei, dass der künftige Wohlstand Deutschlands kein Selbstläufer ist, sondern aktiv gesichert werden muss. Deutschland versteht sich als Land mit einem hochwertigen und hoch produktiven Kapitalstock, dessen Pflege und Ausbau entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft sind. Aber die statistischen Konzepte von Investitionen oder volkswirtschaftlichem Kapitalstock sind höchst interpretationsbedürftig und greifen oft zu kurz.
Wichtiger ist vielleicht der Blick auf die Innovationsaktivitäten. Auch hier gibt es nur lückenhafte Daten. Aber eine Analyse des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bestätigt, dass die Innovationsausgaben in Deutschland zwar fortgesetzt steigen, sich allerdings immer mehr auf wenige Branchen, auf große Unternehmen und auf eine kleine Gruppe innovativer Klein- und Mittelunternehmen konzentrieren.
Das ZEW schließt daraus, dass die bestehenden Stärken der deutschen Wirtschaft zwar gefestigt werden, aber die Gefahr besteht, dass der Nachwuchs an innovativen Unternehmen ausbleibt, neue Themen nicht besetzt und neue technologische Entwicklungen nicht verfolgt werden. Das wäre in der Tat beunruhigend.