Japanische Notenbank Gefährlicher Negativzins

Die Einführung von Negativzinsen in Japan ist eine geldpolitische Verzweiflungstat. Sie beschleunigt den Niedergang des Papiergeldsystems. Ein Kommentar.

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Gebäude der Bank of Japan. Quelle: REUTERS

Jetzt also auch Japan. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) und die Notenbanken in der Schweiz sowie in Skandinavien bereits vor geraumer Zeit Negativzinsen für die Einlagen von Geschäftsbanken bei der Notenbank eingeführt haben, hat nun die japanische Notenbank nachgezogen. Ab dem 16. Februar müssen Banken, die viel Zentralbankgeld bei der Bank of Japan (BoJ) parken, darauf einen Negativzins (Strafzins) von minus 0,1 Prozent zahlen.

Um die Banken nicht zu sehr zu belasten, wenden die Notenbanker ein dreistufiges System an. Zentralbankgeld, das die Banken im Rahmen der verpflichtenden Mindestreserve halten, wird mit einem Zins von null Prozent belegt. Zentralbankgeld, das darüber hinausgeht, wird bis zur Höhe des durchschnittlichen Bestandes von 2015 wie bisher mit plus 0,1 Prozent verzinst.

Alle darüber hinaus gehenden Geldbestände der Banken bei der Zentralbank  werden mit einem  Strafzins von minus 0,1 Prozent belegt. Sollten die Banken ihre Reserven in Bargeld tauschen, um dem Negativzins zu entgehen, wird der Strafzins faktisch auch auf den Bargeldbestand erhoben.

Ziel der geldpolitischen Lockerung ist es, die Konjunktur anzukurbeln, den Yen zu schwächen und die Inflation zu beschleunigen. Die japanische Währung, die an den Märkten trotz der hohen Staatsschulden des Landes noch immer als sicherer Hafen gilt, hatte im Zuge der jüngsten Volten an den Weltbörsen deutlich aufgewertet. Zudem hat die Konjunktur enttäuscht, die Industrieproduktion schrumpfte im Dezember um 1,4 Prozent. Die Kernrate der Inflation liegt mit 0,8 Prozent unter dem Inflationsziel der BoJ von zwei Prozent.

Der Negativzins soll über zwei Kanäle wirken, den Kreditkanal und den Wechselkurskanal. Der Strafzins soll die Banken veranlassen, ihre Zentralbankreserven in die Kreditvergabe zu stecken. Mit dem zusätzlichen Geld könnten Unternehmen und Bürger Güter kaufen und die Preise in die Höhe treiben. Ob der Kreditkanal funktioniert, ist jedoch fraglich. Denn Japans Bürger altern. Sie sind eher daran interessiert, Schulden zu tilgen als neue aufzunehmen.

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