Japanische Notenbank Gefährlicher Negativzins

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Inflation in die Höhe treiben

Mehr Wirkung verspricht der Wechselkurskanal. Die Banken werden versuchen, dem Negativzins zu entkommen, indem sie Geld im Ausland anlegen und/oder von ihren in-und ausländischen Sparern einen Strafzins verlangen. Das Angebot an Yen am Devisenmarkt steigt dadurch, die Nachfrage sinkt. Die Märkte haben nach der Entscheidung der BoJ den Yen daher auf Talfahrt geschickt. Je schwächer er ist, desto billiger werden Japans Exporte und desto teurer die Importe. Die Notenbanker hoffen, so Konjunktur und Inflation anzukurbeln.

Bei genauerer Betrachtung aber entpuppt sich der Negativzins der BoJ als geldpolitische Verzweiflungstat. Ebenso wie die US-Notenbank Fed und die Notenbanken in Europa versucht die BoJ gegen den Abwärtstrend der Rohstoffpreise die Inflation in die Höhe zu treiben. Dahinter steht das Bestreben, die riesigen Schuldenberge der Regierungen durch Inflation zu entwerten. Längst sind die Notenbanken zu Bütteln der Regierungen geworden, ihre Re-Inflationierungspolitik richtet sich gegen die Interessen der Sparer und Gläubiger.

Ob die Strategie, die Staatsschulden abzuschmelzen, aufgeht, ist fraglich. Denn wohin man auch schaut, überall nutzen die Regierungen  die Bonsai-Zinsen, um noch mehr Billigkredite aufzunehmen. Mit den Schuldenbergen wächst der Druck auf die Zentralbanken, die Zinsen niedrig zu halten oder weiter ins Negative zu drücken. Hohe Schuldenberge, Dauer-Niedrigzinsen, Fehlinvestitionen und Vermögenspreisblasen sind die Folgen. Platzen die Blasen, droht der Absturz  in eine tiefe Rezession.

Dann bleibt den Zentralbanken nur noch, die Zinsen immer weiter ins Negative zu drücken, das Bargeld zu verbieten und den Geld-Helikopter anzuwerfen. Das Vertrauen der Menschen in das Geldsystem aber würde dadurch  erschüttert – und der Niedergang des Papiergeldsystems beschleunigt.

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