Japans Notenbank Achtung Deflationsgefahr

Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda räumt Probleme beim Kampf gegen die Deflation Landes ein. Mit diesem Eingeständnis mindert er Experten zufolge den Druck, geldpolitisch nachlegen zu müssen.

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Chef Haruhiko Kuroda schließt die Augen. Er gesteht Probleme beim Kampf gegen die Deflation. Quelle: AFP

Tokio Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda hat sich vom Ziel verabschiedet, bis zum Ende seiner laufenden Amtszeit die Deflationsgefahr endgültig zu bannen. Eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und Konsumzurückhaltung der Verbraucher hält die Wirtschaft des Fernostlandes trotz jahrelanger milliardenschwerer Geldspritzen der Notenbank am Boden. Wie Kuroda nach dem jüngsten Zinsbeschluss am Dienstag mitteilte, haben die Währungshüter nun die Absicht aufgegeben, ein Inflationsziel von zwei Prozent bis zum Frühjahr 2018 zu erreichen.

Kuroda, dessen fünfjährige Amtszeit im April 2018 endet, zeigte sich dennoch entschlossen, die Geldschleusen bei Bedarf weiter zu öffnen: „Wir werden alles nötige tun, um das Inflationsziel von zwei Prozent so schnell wie möglich zu erreichen.“ Die Notenbank rechnet jedoch nicht mehr damit, dass dies bis Ende März 2018 der Fall sein wird. Sie erweiterte den Zeitrahmen dafür nun um rund ein Jahr. „Die BOJ stellt sich auf einen langwierigen Kampf ein, bis sie ihr Inflationsziel erreichen wird“, sagte Ökonom Yasunari Ueno vom Finanzhaus Mizuho Securities. Damit verringere sie zugleich den Druck, beim Verfehlen des bisherigen Zeitplans geldpolitisch nachlegen zu müssen.

Der Zentralbankchef räumte zugleich ein, dass es schwierig sei, die Einstellung der Verbraucher zu ändern, die mit ihrer Kaufzurückhaltung die Wirtschaft seit 15 Jahren am Boden hielten. Der private Konsum macht rund zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts aus. Auslöser der Abwärtsspirale sind auf breiter Front fallende Preise: Verbraucher halten sich in der Hoffnung auf Schnäppchen zurück, Löhne sinken oder stagnieren und Firmen stellen Investitionen zurück.

Die Währungshüter wollen diesen Teufelskreis unter anderem mit einer Geldschwemme durchbrechen. Sie bekräftigten, ihr Programm zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren von jährlich 80 Billionen Yen (umgerechnet rund 710 Milliarden Euro) fortzusetzen. Zudem bleibt es beim Strafzins für einige Einlagen von Finanzinstituten bei der Notenbank in Höhe von 0,1 Prozent. Er soll dazu ermuntern, mehr Kredite auszureichen und so ebenfalls für Preisauftrieb zu sorgen. Doch zuletzt fielen die Verbraucherpreise – ohne Berücksichtung von leicht verderblichen Lebensmitteln – den siebten Monat in Folge.

Die Notenbank hatte bereits im September ihre Geldpolitik neu justiert. Im Kampf gegen die hartnäckige Konjunkturflaute setzt sie bei ihren Anleihekäufen stärker auf die Kontrolle der für die Konjunktur wichtigen Renditen anstatt auf die schiere Feuerkraft des milliardenschweren Programms. So sollen die Renditen von 10-jährigen Anleihen bei null Prozent gehalten werden. Durch niedrige Zinssätze und Anleiherenditen sinken die Finanzierungskosten für Firmen, was diese nach dem Willen der Notenbank zu mehr Investitionen veranlassen soll. „Diese Strategie-Änderung muss die Notenbank erst einmal wirken lassen“, meint Ökonom Stefan Große von der NordLB.

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