Aber nochmal: Diese Probleme lassen sich doch nicht mit politischen Schritten, etwa mit der Schaffung einer Bankenunion, beheben. Brauchen wir eine Revolution?
Über die Bankenunion, den Mindestlohn oder über ein bedingungsloses Grundeinkommen zu diskutieren, beseitigt in der Tat nicht die Wurzeln des Übels. Das sind alles kurzfristige Maßnahmen, die nur dazu dienen, den Ausbruch der Krise zu verhindern und die Lage zu beschönigen. Durch die Einführung eines Mindestlohns schaffen Sie doch nicht mehr Gerechtigkeit. Das ist eher eine Art Schweigegeld für diejenigen, die dann zur Unterklasse verdammt sind, die es also aus eigener Kraft nicht nach oben schaffen. Wer wirklich etwas ändern will, der muss für einen fundamentalen Wandel, für eine Revolution und einen Neuanfang plädieren.
Wie sähe der Übergang vom Zusammenbruch des bisherigen Systems zum Neuanfang aus?
Nach dem Zusammenbruch des alten Systems wird sich die Wirtschaft wieder neu aufstellen. Es gibt zu Beginn eine Eigentumsrevolution: all diejenigen, die Firmenimperium oder vielleicht auch persönliches Vermögen auf einen Berg Schulden aufgebaut haben, werden die Leitung verlieren und müssen sich in die Reihen der normalen Angestellten eingliedern. Die Produktionsfaktoren – die Maschinen, die Produktionsstätten, das Wissen der Mitarbeiter – bleiben. Das wird weiter genutzt, nur von neuen Eigentümern. Der schmerzliche Übergangsprozess dürfte etwa drei Jahre dauern. Unter einer Goldumlaufswährung dürfte dann im weiteren Verlauf eine normale Proportion zwischen Einkommen und Vermögen entstehen, es wird dann wieder möglich sein, dass man sich aus eigener Kraft emporarbeiten kann.
Und der Staat bleibt außen vor und schaut sich das Markttreiben an?
Der Staat muss sich neu orientieren und auf das Wesentliche konzentrieren. Er muss den Leuten helfen, die sich aus eigener Kraft nicht helfen können, und die anderen muss er ins kalte Wasser springen und schwimmen lassen. Also genau das, was ein Großteil der Menschen seit 40 Jahren fordert.
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