Trotz der Turbulenzen in der chinesischen Wirtschaft erwartet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) für 2016 ein leicht anziehendes Wachstum in Deutschland. Mit einem Plus von 1,8 Prozent werde es voraussichtlich einen Tick stärker ausfallen als 2015, als es 1,7 Prozent waren, sagte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon am Dienstag in Berlin.
Die von außen kaum zu durchschauende Konjunkturlage in China mahne zwar zur Vorsicht. Doch dank solider Binnenkonjunktur könne die hiesige Wirtschaft den Risiken trotzen. Sie habe durch niedrige Zinsen, den schwächeren Euro und den Ölpreisverfall künstlichen Rückenwind. Der erwartete Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt werde nur unter dieser Einwirkung erreicht.
Der Verband hat erstmals eine gemeinsame Konjunkturprognose der Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe vorgelegt. DekaBank-Chefökonom Ulrich Kater erwartet dabei nicht, dass die Europäische Zentralbank in naher Zukunft von ihrer ultralockeren Geldpolitik abrücken wird. Vielmehr sei wahrscheinlich, dass die Euro-Hüter ihre Geldpolitik in diesem Jahr weiter lockern werden. "Die EZB ist mit ihren negativen Einlagenzinsen für das Bankensystem in Regionen vorgedrungen, wo die Gefahr besteht, dass einzelne Banken die Negativzinsen an ihre Kunden weitergeben", sagte Kater.
Das vom DSGV prognostiziert Wachstum werde hauptsächlich von der Binnenwirtschaft getragen, insbesondere vom privaten Konsum. Dieser hat stark zugelegt. "In 2015 sind die Konsumausgaben der privaten Haushalte um sagenhafte 1,9 Prozent gestiegen", sagt DSGV-Chefvolkswirt Michael Wolgast. Für 2016 sei eine Fortsetzung des Wachstums mit 1,8 Prozent auf annähernd gleichem Niveau zu erwarten.
Niedrigzins beschleunigt Konsum
Grund für den starken Anstieg der Verbraucherausgaben seien laut DSGV die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt, der Anstieg der verfügbaren Einkommen sowie die extrem niedrige Preissteigerung. Hinzu kommen die historisch tiefen Zinsen, die Sparen weniger attraktiv und Konsum reizvoller machen.
Allerdings hat der Niedrigzins nach DSGV-Zahlen noch keine Auswirkungen auf das Sparverhalten: 2015 haben die Deutschen 173 Milliarden Euro und damit fünf Milliarden Euro mehr gespart als im Vorjahr. Die Sparquote sei 2015 leicht auf 9,6 Prozent gestiegen und dürfte 2016 9,7 Prozent betragen. Die Sparquote ist der Anteil des jährlichen Nettoeinkommens, den private Haushalte nicht ausgeben, sondern für die Zukunft zurücklegen.