Staatliche Investitionen könnten daher helfen, die Nachfrageschwäche zu überwinden. So zeigten Berechnungen der OECD, dass staatliche Investitionen - auch wenn sie mit Schulden finanziert werden - die Schuldenquoten senken. Der Grund: Die Investitionen kurbeln das Bruttoinlandsprodukt (BIP) so stark an, dass die Schulden in Relation zum BIP sinken.
Eine staatliche Investitionsoffensive sei allerdings nur dann erfolgreich, wenn sie durch durchgreifende Strukturreformen begleitet werde. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies politisch umgesetzt werde, schätzte Mann jedoch gering ein. Den Preis für die Untätigkeit der Politiker müssten die Bürger und die Unternehmen in Form eines geringeren langfristigen Wachstumstrends zahlen.
Unsicherheit herrschte über den wahren Zustand der chinesischen Wirtschaft. Die offizielle Datenbasis der Regierung sei alles andere als zuverlässig, kritisierten die Ökonomen. Es sei denkbar, dass die tatsächliche Lage schlechter sei als die offiziellen Wachstumsraten suggerieren. OECD-Chefökonomin Mann verwies auf den jüngsten dramatischen Einbruch das globalen Handelswachstums. Das sei in der Vergangenheit meist ein Zeichen für eine Weltrezession gewesen. Derzeit sei dafür das schwache Importwachstum Chinas verantwortlich.
Konjunkturindikatoren
Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgegebene Index beruht auf der Befragung von 350 Analysten und Finanzmarktexperten. Sie geben dabei ihre Einschätzung über die künftige Wirtschaftsentwicklung ab. Der Index zur mittelfristigen Konjunkturentwicklung ergibt sich aus der Differenz der positiven und negativen Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung. Er wird zur Monatsmitte erhoben.
Der international beachtete Index basiert auf einer Befragung von etwa 7000 Unternehmen aus Bau, Einzelhandel und Industrie. In einem Fragebogen beurteilen sie ihre gegenwärtige Geschäftslage sowie die Erwartungen für die Zukunft. Beide werden im Geschäftsklima zusammengefasst. Der Index ergibt sich aus dem Saldo der Antworten „gut“ und „schlecht“.
Wird von der britischen Forschergruppe Markit erhoben. Er beruht für Deutschland auf Umfragen unter Einkaufsmanagern von 500 repräsentativ ausgewählten deutschen Industrieunternehmen. Bestandteile des Index sind Auftragseingänge, Preise und Beschäftigung. Der Index hat einen relativ kurzen Vorlauf gegenüber der Produktion.
Umfasst den Bargeldumlauf und die Sichteineinlagen, wie zum Beispiel Sparbücher. Da die in M1 enthaltenen Bestandteile direkt für Transaktionen zur Verfügung stehen, deutet ein Anstieg darauf hin, dass die Kaufbereitschaft der Konsumenten und Unternehmen steigt. Der Indikator hat einen Vorlauf von zwei bis drei Quartalen.
Der BDI ist ein Preisindex für die Verschiffungskosten wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Eisenerz, Kohle und Getreide auf Standardrouten. Er wird durch das Angebot an frei stehendem Schiffsladeraum und die Hafenkapazitäten beeinflusst. Da Rohstoffe als Vorprodukte am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, ist der BDI ein guter Frühindikator für die Weltkonjunktur.
Der Index des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK prognostiziert die Veränderung der monatlichen privaten Konsumausgaben. Hierfür werden 2000 repräsentativ ausgewählte Personen nach ihren Einkommens- und Konjunkturerwartungen befragt.
Die Regierung in Peking habe zwar angekündigt, das Wachstumsmodell des Landes zu ändern und stärker auf die Binnennachfrage und den Dienstleistungssektor auszurichten. "Um die Wirtschaft anzukurbeln, greift die Regierung jedoch auf Instrumente wie die Abwertung der eigenen Währung zurück, die die Exporte stimulieren", sagte Mann.
Dale Jorgenson, Professor an der Harvard-Universität, sieht die Weltwirtschaft mit Blick auf China vor einer Zeitenwende. China werde die Rolle der globalen Konjunkturlokomotive, die es in den vergangenen Jahren übernommen habe, in Zukunft immer weniger wahrnehmen können. Denn der wirtschaftliche Aufholprozess Chinas laufe aus. Dem Land ergehe es ähnlich wie Japan in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Damals habe Japan durch hohe Wachstumsraten geglänzt und galt als Shootingstar der Weltwirtschaft. Doch nach wenigen Jahrzehnten war der Aufholprozess abgeschlossen, das Wachstum ließ nach. "Der Unterschied ist, dass China von einem deutlich niedrigeren Entwicklungsniveau gestartet ist als Japan und höhere Wachstumsraten hatte, nun fällt die Entschleunigung umso markanter aus", sagte Jorgenson.
Zwar werde China auch weiterhin schneller wachsen als die meisten Industrieländer. Das Problem des Landes sei allerdings, dass es versäumt habe, seine Bevölkerung in der Breite gut auszubilden. Taiwan sei China in diesem Punkt meilenweit voraus. Ohne eine breite Bildung der Bevölkerung werde es China schwer fallen, sein Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen. Der Weltwirtschaft könnten also schwierige Zeiten bevorstehen.