Leistungsbilanzüberschüsse Sturm im Wasserglas

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Problematischer Import

Die Top-Exporteure der Welt
The Royal Navy's Triton Warship Demonstrator (L) is moored next to HMS Belfast at London's Tower Bridge Quelle: REUTERS
A view of the new shiny spheres of the Atomium in Brussels Quelle: AP
The ancient Colosseum is seen during an heavy snowfalls Quelle: Reuters
Südkoreanische Flagge Quelle: dpa
Amsterdam's canals Quelle: dapd
A motorcyclist makes his way in the traffic jam on the Champs Elysee avenue Quelle: AP
A woman looks through products at a drug store in Tokyo Quelle: REUTERS

Problematisch sind hingegen Defizite, die vornehmlich auf dem Import von Konsumgütern beruhen. Da mit diesen kein Kapitalstock aufgebaut wird, tragen sich nichts dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu verbessern und so später Exportüberschüsse zu erzielen. So haben die Krisenländer der Euro-Zone, angefeuert von den niedrigen Zinsen der EZB, in den vergangenen Jahren auf Pump konsumiert. Der Importsog trieb ihre Leistungsbilanzen in die roten Zahlen, eine exportfähige Industrie aber haben sie nicht aufgebaut.

Es ist daher hanebüchen, Deutschland vorzuwerfen, es habe sich durch Lohndumping Wettbewerbsvorteile gegenüber den anderen Ländern der Euro-Zone erschlichen. Deutschlands Exportüberschüsse haben andere Ursachen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die D-Mark im Festkurssystem von Bretton Woods jahrzehntelang unterbewertet. Im Exportgeschäft lockten daher hohe Gewinne. Das hat dazu geführt, dass die volkswirtschaftlichen Ressourcen (Arbeit, Boden und Kapital) vornehmlich in den Exportsektor geflossen sind. Die Pfadabhängigkeiten dieser Entwicklung wirken bis heute nach. Wer als Unternehmer im Exportgeschäft Fuß gefasst hat, hat Fähigkeiten entwickelt, die es ihm erlauben, Marktanteile zu halten, auch wenn die Währung aufwertet.

Die Probleme der deutschen Sparsamkeit

Dazu kommt, dass die deutsche Bevölkerung altert. Die noch Aktiven müssen vermehrt sparen, weil die umlagefinanzierte Rente nicht reichen wird, um den Lebensstandard im Alter zu halten. Der Sparüberschuss spiegelt sich im Positivsaldo der Leistungsbilanz wider. Wer den Deutschen jahrelang predigt, sie sollen mehr fürs Alter vorsorgen und Riesterrenten abschließen, darf sich nicht über die Überschüsse in der Leistungsbilanz beschweren.

In den nächsten Jahren wird Deutschland von seinen Exportüberschüssen Abschied nehmen müssen. Denn die  Alten werden ihre Ersparnisse auflösen, aus Überschüssen werden dann Defizite in der Leistungsbilanz. Überspitzt formuliert:  Die Deutschen werden bald ihre im In- und Ausland angelegten Ersparnisse auflösen, um Rollatoren und Hüftgelenke zu importieren, die deutsche Unternehmen im Ausland produzieren, weil ihnen in Deutschland die dafür nötigen jungen Arbeitskräfte fehlen. Mal sehen, ob Deutschland dafür dann auch noch kritisiert wird.

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