Sind Banken heute besser gerüstet und sicherer? Ja, meint Europas oberste Bankenabwicklerin, Elke König: „Wir haben in zehn Jahren eine ganze Menge erreicht. Banken haben heute deutlich mehr Kapital, deutlich besseres Kapital. Und Liquidität wird nicht mehr als gottgegeben angesehen.“ Will sagen: Die Banken achten besser auf ihr Geld und haben mehr davon auf der hohen Kante. „Auch was die Überwachung und die Durchsetzung der Finanzstabilität betrifft, sind wir heute in Deutschland und dem Euroraum deutlich besser aufgestellt als vor der Krise“, ergänzt Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.
König räumt aber angesichts der jüngsten Bankenrettungen in Italien (Veneto Banca, Banca Popolare di Vicenza, Monte dei Paschi) und Spanien (Banco Popular) zugleich ein, es könne noch Jahre dauern, ehe wirklich alle in Schieflage geratenen Banken schonend für das Finanzsystem und den Steuerzahler abgewickelt werden könnten.
Dass die weltweit vernetzte Finanzbranche strengere Regeln brauchte, ist im Grunde unbestritten - auch wenn US-Präsident Donald Trump der Wall Street gerne wieder mehr Leine geben würde. „Die Finanzkrise hat schonungslos offen gelegt, welche Lücken in der Regulierung bestanden. Diese Lücken wurden systematisch ausgenutzt, und das Ergebnis war ein massiver gesamtwirtschaftlicher Schock“, bilanzierte unlängst Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. „Seitdem ist klar: Nicht eine starke Regulierung schadet einer Volkswirtschaft, sondern vielmehr schwache Regeln.“
Deutschlands Banken im Strudel der Finanzkrise
Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 bringt das weltweite Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs. Die Verwerfungen sind auch in Deutschland heftig. Einige Geldhäuser brauchen milliardenschwere Hilfen vom Steuerzahler, andere verschwinden von der Bildfläche. Eine alphabetische Übersicht über wichtige Rettungsaktionen und die Folgen.
Quelle: dpa
Die Landesbank hatte sich im Zuge der US-Hypothekenkrise verspekuliert und musste mit Notkrediten von zehn Milliarden Euro gestützt werden. Die EU-Kommission verordnete eine radikale Schrumpfkur mit Halbierung der Bilanzsumme. In diesem Sommer überwies die Bank die letzte Milliarde der von Brüssel angeordneten Rückzahlung von fünf Milliarden Euro.
Die zweitgrößte deutsche Privatbank geriet nach der riskanten Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise in Turbulenzen. Der Staat sprang ein. Die direkten Staatshilfen haben die Frankfurter vor einigen Jahren zurückgezahlt. Der Bund ist mit rund 15 Prozent aber weiterhin größter Einzelaktionär der Bank.
Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate wurde zunächst mit staatlichen Milliardenhilfen aufgefangen. 2009 wurde die Bank notverstaatlicht. Die Altlasten wurden später in eine Abwicklungsanstalt ausgelagert, die weiter im Staatsbesitz ist. Die profitable Kernbank Deutsche Pfandbriefbank kam 2015 an die Börse, der Bund blieb aber Großaktionär.
Die Landesbank geriet 2008 in den Strudel der Finanzkrise und musste von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet werden. Im Gegenzug für die Genehmigung milliardenschwerer Garantien verlangten die EU-Wettbewerbshüter den Verkauf des Instituts bis Ende Februar 2018.
Die IKB Deutsche Industriebank war eines der ersten Opfer der Krise. Sie verspekulierte sich mit US-Hypotheken und wurde 2007 von der staatlichen Förderbank KfW, dem Bund und anderen Banken mit Milliarden gerettet. Später übernahm der US-Finanzinvestor Lone Star das Institut.
Die Eigner - das Land Baden-Württemberg, die Sparkassen im Südwesten und die Stadt Stuttgart - stützten das Institut 2009 mit einer milliardenschweren Kapitalspritze und Bürgschaften. Als Auflage für die Hilfen verordnete die EU der Bank eine Schrumpfkur und einen strengen Sparkurs. Inzwischen ist die Landesbank wieder auf Kurs.
Das Institut stand im Sommer 2007 wegen fragwürdiger Kreditgeschäfte in Milliardenhöhe am Rand des Abgrunds. Die Bank wurde an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) notverkauft.
Die einst größte deutsche Landesbank ist Geschichte. Das Institut war durch Fehlspekulationen tief in die roten Zahlen gerutscht und musste von seinen Eigentümern - dem Land NRW und den Sparkassen - mit Milliarden gestützt werden. Im Gegenzug verlangten die EU-Wettbewerbshüter eine Zerschlagung. Mitte 2012 wurde der Düsseldorfer Konzern aufgespalten. Das Sparkassengeschäft übernahm die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba).
Ist es deshalb richtig, an internationale Großbanken wie die Deutsche Bank (Bilanzsumme: 1591 Mrd Euro, Mitarbeiter: 99.744 - Stand Ende 2016) weitgehend die gleichen Maßstäbe anzulegen wie an die kleinste der 403 Sparkassen in Deutschland, die Stadtsparkasse Bad Sachsa (Bilanzsumme: rund 130 Mio Euro, Mitarbeiter: 44 - Stand Ende 2016)?
Nein, meinen Bundesbank, Bafin und Bundesregierung und setzen sich auf europäischer Ebene für Entlastungen für kleinere Institute ein („Small Banking Box“). „Wir haben ein Maß an Regulierung erreicht, das kleinere Banken über Gebühr und - mit Blick auf ihr Risikoprofil - unnötig belastet“, konstatierte Bafin-Präsident Felix Hufeld im Mai. „Das sollten wir ändern - ohne allerdings Abstriche bei der Stabilität zu machen.“ Ein Zurückdrehen von Regulierung jedoch, daran lässt Hufeld keinen Zweifel, dürfe es nicht geben: „Die verheerende Finanzkrise 2007/2008 war auch eine Folge allzu laxer Regulierung.“