Nach der Krise ist vor der Krise Der lange Schatten des Jahres 2007

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Schwache Regeln schaden der Volkswirtschaft

Sind Banken heute besser gerüstet und sicherer? Ja, meint Europas oberste Bankenabwicklerin, Elke König: „Wir haben in zehn Jahren eine ganze Menge erreicht. Banken haben heute deutlich mehr Kapital, deutlich besseres Kapital. Und Liquidität wird nicht mehr als gottgegeben angesehen.“ Will sagen: Die Banken achten besser auf ihr Geld und haben mehr davon auf der hohen Kante. „Auch was die Überwachung und die Durchsetzung der Finanzstabilität betrifft, sind wir heute in Deutschland und dem Euroraum deutlich besser aufgestellt als vor der Krise“, ergänzt Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.

König räumt aber angesichts der jüngsten Bankenrettungen in Italien (Veneto Banca, Banca Popolare di Vicenza, Monte dei Paschi) und Spanien (Banco Popular) zugleich ein, es könne noch Jahre dauern, ehe wirklich alle in Schieflage geratenen Banken schonend für das Finanzsystem und den Steuerzahler abgewickelt werden könnten.

Dass die weltweit vernetzte Finanzbranche strengere Regeln brauchte, ist im Grunde unbestritten - auch wenn US-Präsident Donald Trump der Wall Street gerne wieder mehr Leine geben würde. „Die Finanzkrise hat schonungslos offen gelegt, welche Lücken in der Regulierung bestanden. Diese Lücken wurden systematisch ausgenutzt, und das Ergebnis war ein massiver gesamtwirtschaftlicher Schock“, bilanzierte unlängst Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. „Seitdem ist klar: Nicht eine starke Regulierung schadet einer Volkswirtschaft, sondern vielmehr schwache Regeln.“

Deutschlands Banken im Strudel der Finanzkrise

Ist es deshalb richtig, an internationale Großbanken wie die Deutsche Bank (Bilanzsumme: 1591 Mrd Euro, Mitarbeiter: 99.744 - Stand Ende 2016) weitgehend die gleichen Maßstäbe anzulegen wie an die kleinste der 403 Sparkassen in Deutschland, die Stadtsparkasse Bad Sachsa (Bilanzsumme: rund 130 Mio Euro, Mitarbeiter: 44 - Stand Ende 2016)?

Nein, meinen Bundesbank, Bafin und Bundesregierung und setzen sich auf europäischer Ebene für Entlastungen für kleinere Institute ein („Small Banking Box“). „Wir haben ein Maß an Regulierung erreicht, das kleinere Banken über Gebühr und - mit Blick auf ihr Risikoprofil - unnötig belastet“, konstatierte Bafin-Präsident Felix Hufeld im Mai. „Das sollten wir ändern - ohne allerdings Abstriche bei der Stabilität zu machen.“ Ein Zurückdrehen von Regulierung jedoch, daran lässt Hufeld keinen Zweifel, dürfe es nicht geben: „Die verheerende Finanzkrise 2007/2008 war auch eine Folge allzu laxer Regulierung.“

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