Niedriger Ölpreis Wie das Billigöl die Unternehmenswelt ändert

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Öl- und Gasausrüster

Negativer ist dagegen die Stimmung beim weltweiten Chemieprimus BASF: „Mineralwasser ist derzeit teurer als Rohöl“, schimpft Mario Mehren, Chef der BASF-Tochter Wintershall, die im Konzern für Öl- und Gasförderung zuständig ist und jeweils gut ein Fünftel zum Jahresumsatz und -gewinn beiträgt. Lange hatten die BASF-Manager mit Ölpreisen von 60 bis 70 Dollar je Barrel kalkuliert. Aufgrund der stark gesunkenen Ölpreise nahm der Konzern inzwischen Wertberichtigungen vor. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank demzufolge 2015 um 18 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Der Konzern erwartet, dass die Ölpreise im laufenden Jahr auf niedrigem Niveau bleiben werden.

Öl- und Gasausrüster

Auch der Industrie- und Elektrogigant Siemens leidet unter dem zuletzt rasanten Verfall des Ölpreises – als wichtiger Zulieferer für die Öl- und Gasindustrie. Koste ein Fass Öl 90 Dollar, rechne sich die Übernahme, hatte Vorstandschef Joe Kaeser gesagt, als er im Sommer 2014 den US-Konzern Dresser-Rand kaufte. 7,8 Milliarden Dollar zahlten die Münchner für das Unternehmen aus Texas, das Ausrüstung und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie baut. Viel zu viel, rügten schon damals viele Siemens-Investoren.

Heute, bei einem Ölpreis von kaum mehr 30 Dollar, leidet das Geschäft mit der Öl- und Gasindustrie. Große Ölförderer wie Royal Dutch Shell stellen geplante Milliardeninvestitionen in ihre Förderanlagen zurück; in den USA rutschen immer mehr Fracking-Unternehmen in die Pleite. Das schlägt sich auch in den Geschäftszahlen nieder: Zwischen Oktober und Dezember 2015 sanken Umsatz und Gewinnmarge der beiden Divisionen Power and Gas sowie Processes and Drives, die an die Ölindustrie liefern. Die Übernahme von Dresser-Rand sei ökonomisch kein Glücksgriff gewesen, urteilt Ingo Speich, Portfoliomanager bei Union Investment in Frankfurt. „Wenn der Ölpreis sich nicht erholt, drohen massive Abschreibungen.“

Kaeser versucht nun, sich und seinen Aktionären Mut zu machen: „Nicht der Preis des Öls ist entscheidend, sondern der Verbrauch, und der steigt kontinuierlich“, so der Siemens-Chef: in diesem Jahr von 92 Millionen Fass am Tag auf 94 Millionen. Das freilich klingt ein wenig nach Pfeifen im Walde.

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